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So war’s! Die Kugel in der Brust, die Stirne breit gespalten,

So habt ihr uns auf schwankem Brett auf zum Altan gehalten!
„Herunter!“ – und er kam gewankt – gewankt an unser Bette;
„Hut ab!“ – er zog – er neigte sich! (so sank zur Marionette,
Der erst ein Komödiante war!) – bleich stand er und beklommen!

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Das Heer indeß verließ die Stadt, die sterbend wir genommen,

Dann „Jesus meine Zuversicht!“, wie ihr’s im Buch könnt lesen:
Ein „Eisen meine Zuversicht!“ wär’ paßlicher gewesen!

Das war den Morgen auf die Nacht, in der man uns erschlagen;
So habt ihr triumphirend uns in unsre Gruft getragen!

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Und wir – wohl war der Schädel uns zerschossen und zerhauen,

Doch lag des Sieges froher Stolz auf unsern grimmen Brauen.
Wir dachten: hoch zwar ist der Preis, doch ächt auch ist die Waare!
Und legten uns in Frieden drum zurecht auf unsrer Bahre.

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)