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II.
Volkssagen in der Lausitz.
(Fortsetzung.)

5. Der schwarze Hund.

In Budissin, vor dem auswendigen Lauenthore, unfern des Gasthauses der drei Linden, nicht weit von der Stelle, wo sich ehemals linker Hand der Rabenstein befand, entsteigt in der zwölften Nachtstunde einer daselbst befindlichen Vertiefung ein grosser, schwarzer, zottiger Hund, welcher durch’s Thor hinein, bis in die Gegend des Waisenhauses – manchmal noch weiter – seine Runde macht, dann zurückkehrt und am besagten Flecke wiederum verschwindet. Seine Erscheinung deutet allemal ein Feuerunglück der Stadt an, indem man vor allen bedeutenden Bränden dieses Ungethüm bemerkt haben will.

Sein Ursprung wird folgendermaaßen angegeben:

Im eilften Jahrhunderte, als die Lausitz noch Polen gehörte, lebte in dieser Provinz Hauptstadt ein polnischer Graf, von wüster, bestialischer Natur, mehr dem Heiden- als Christenthume ergeben, welcher nach damaliger edelmännischer Sitte und Brauch Bürger und Bauern baß quälte, indem er sie für Vieh, bestimmt zur Frohn, hielt, sie nur Hunde nannte und nicht selten ihnen einen rothen Hahn auf’s Gehöfte zu setzen drohte.

Als er nun eines Tages die Sache, nach seiner Art, wieder recht toll betrieben hatte, schwang er sich, nach genossener Abendmahlzeit vom Meth berauscht, auf sein Roß und sprengte in toller Wuth zum Lauenthore hinaus.

Da fiel plötzlich aus dem winterlich umflorten Wolkenhimmel eine Feuerkugel herab, wovor sich der Gaul scheute, der Reiter aber ergrimmte und trotzend, mit

Empfohlene Zitierweise:
Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Sechszehnter, Neuer Folge dritter Band. Heyn’sche Buch- und Kunsthandlung, Görlitz 1838, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neues_Lausitzisches_Magazin_16_NF3_1838.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)