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scharfer Hilfe ihn zur Ordnung zu bringen bemüht war. Allein wild schnob und bäumte sich der Rappe und entledigte sich seines despotischen Gebieters auf so eine heftige Art, daß derselbe herabstürzte und am folgenden Morgen mit schwarzem Gesichte und auf den Rücken gedrehten Kopfe auf dem nämlichen Platze, wo gegenwärtig der Hund der Erde entsteigen soll, entseelt gefunden wurde.

Der Gaul aber wurde von Niemandem mehr gesehen und man sagt es sey ein böser Höllengeist gewesen, der in dieser Gestalt den Grafen geholt habe, welcher nun verbannt sey, bisweilen als Hund den Menschen zu erscheinen. Ein vor einigen fünfzig Jahren bekanntes Bänkelsängerlied, gedenkt seiner in Folgendem:

Der schwarze Hund, den man hier schaut,
war böhm’scher Graf mit Haar und Haut,
des Schicksals List macht ihn zum Hund,
wau, wau! bellt er bis diese Stund’.

Wie dergleichen Sagen immer mehrere und veränderte Auflagen erleben; so ist es auch der Fall mit dieser. Denn auch zu Kamenz soll sich ein verwünschter Bürgermeister zeigen, welcher gespenstisch bald als schwarzer zottiger Hund auf dem Klosterhofe, bald als Ziegenbock auf dem Huthberge sein Wesen treibt. Selbst am Tage soll er in letztgedachter Gestalt badenden Knaben erschienen sein und selbige verjagt haben. Es ist dieses Andreas Günther, der letzte katholische Bürgermeister daselbst, gest. 1570, welcher einen Schatz von 24,000, nach Andern 80,000 Dublonen in der St. Annenkirche daselbst vergraben haben soll. Die Stelle des Schatzes deutet der Finger eines an einem Pfeiler befindlichen Standbildes an, welches jedoch den Arm verloren hat, daher man den Schatz bis jetzt noch nicht gefunden.


6. Die freigebigen Juden.

Auf dem Protschenberge bei Budissin befindet sich an

Empfohlene Zitierweise:
Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Sechszehnter, Neuer Folge dritter Band. Heyn’sche Buch- und Kunsthandlung, Görlitz 1838, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neues_Lausitzisches_Magazin_16_NF3_1838.pdf/139&oldid=- (Version vom 1.8.2018)