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nach und nach zu einer menschenähnlichen Gestalt bildet, welche einen großen Schlüssel in der rechten Hand trägt. Still und stumm nähere man sich ihr, verlange pantomimisch den Schlüssel, welcher beim Verschwinden des Männleins überreicht wird. Auf des Berges östlicher Seite wird sodann die Erde herabfallen, und sich alte Trümmer mit einer Thüre, in welche der Schlüssel paßt, zeigen. Man entschließe zutrauungsvoll die Thüre, die Braupfanne wird man im Gewölbe erblicken, doch berühre man ja nichts von den Kostbarkeiten, sondern werfe eine Kleinigkeit darauf, verwahre den Schlüssel wohl – denn das Schloß spottet jedes Schlossers Kunst – und eile rückwärts den Berg herab, ohne sich von den vorkommenden Spukgestalten zu scheuen. Die Erde wird sodann wiederum den Berg bekleiden, nur merke man sich genau den Platz, grabe bei hellem Tageslichte nach und man wird einen Schatz finden, wofür das schönste Königreich der Welt zu erkaufen ist.


9. Die verbannten Bauerburschen.

Auf den von Kamenz nach Gersdorf über das Dorf Gölenau hinführenden Weg geht man ungefähr eine Viertelstunde vom letzten Orte, durch ein mit mancherlei Gesträuch bewachsenes Büschchen, nach welchem man zu einem kleinen Teich gelangt. Die Gegend nennt man im Allgemeinen das gölenauer Weidig. Das ist ein unheimlicher Ort. Aechzen und Seufzen, Zischen, Schnarren und Pfeiffen, manchmal mit Weheklagestimmen vermischt, ertönt, wunderbare Gestalten in der Luft, im Wasser und auf der Erde zeigen sich, in des einsamen Wanderers Blicken, ihn auf mancherlei Art und Weise zu necken, irre zu führen und sodann mit schadenfrohem Hohngelächter zu verlassen. Oft hucken die hämischen Geister dem Waller auf, beschweren ihn mit bedeutender

Empfohlene Zitierweise:
Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Sechszehnter, Neuer Folge dritter Band. Heyn’sche Buch- und Kunsthandlung, Görlitz 1838, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neues_Lausitzisches_Magazin_16_NF3_1838.pdf/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)