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als sie nur wolle. Um recht bequem ihre Schürze füllen zu können, legte sie ihr Kind auf die Seite; noch aber war sie nicht fertig, als sie ein gewaltiges Rollen und Donnern hörte. Voll Schreck stürzte sie aus der Höhle und ließ ihr Kind in derselben liegen. Kaum war sie heraus, so schob sich die Oeffnung zu, und diese konnte sie auch mit aller Mühe nicht wieder finden; auch waren alle wiederholten Versuche, in den Berg zu gelangen, vergebens. Endlich fragte sie den Pfarrer, was zu thun sey, und wie sie ihr Kind wieder erlangen könne; dieser gab ihr den Rath: im nächsten Jahre an demselben Tage und zu derselben Stunde wieder an den Berg zu gehen, vielleicht sey er wieder offen. Sie that dies, fand glücklich den Berg offen, eilte hinein und fand ihr Kind unbeschädigt wieder. Mit dem Gelde war es aber nichts; das erstemal hatte sie alles aus Schreck weggeworfen, und das zweitemal dachte sie nur an ihr Kind.

Manchmal mögen die Zwerge den Leuten auch lästig gewesen seyn, denn sie kamen oft in die Häuser und holten sich besonders Brod. Nach langem Ueberlegen, wie dieses Brodstehlen zu hindern, gab Jemand den Rath, man solle Kümmel in das Brod backen. Den konnten sie nicht vertragen, und das Brodstehlen unterblieb. Diese Vorkehrungen mögen ihnen schon nicht gefallen haben, und als man in der Umgegend Glocken anschaffte, deren Klang ihren Ohren zu stark war, wanderten sie fort. Ein Bauer aus Bertsdorf hat sie auf einem Wagen fortgefahren, tief hinein in das böhmische Gebirge; und der Wagen ist so voll gewesen, daß zwischen allen Leitersprossen und selbst zwischen den Speichen der Räder Zwerge in zahlloser Menge gesessen haben. Sie schieden mit den Worten: wenn Sachsen kommt ans Böhmerland, dann wird gute Zeit, und dann kommen wir wieder.

Wenn diese Auswanderung statt gefunden, und ob Verdrängung der Heiden und Einführung des Christenthums,

Empfohlene Zitierweise:
Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Sechszehnter, Neuer Folge dritter Band. Heyn’sche Buch- und Kunsthandlung, Görlitz 1838, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neues_Lausitzisches_Magazin_16_NF3_1838.pdf/391&oldid=- (Version vom 1.8.2018)