Seite:Neujahrsblatt der Kunstgesellschaft in Zürich für 1898.pdf/5

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wilhelm Ludwig Lehmann: Professor Ernst Gladbach. In: Neujahrsblatt der Kunstgesellschaft in Zürich für 1898

ihm selbst eine Stunde im Zeichnen erhalten. Der Pakt wurde abgeschlossen, und der Schüler kam dadurch mehr und mehr in das gemütliche Haus. Und als auch der Professor eingesehen hatte, dass das Latein nicht das Alleinseligmachende auf der Welt sei, und den Sohn Kaufmann werden liess, wie dieser es selbst gewünscht hatte, als damit die gegenseitigen Stunden aufhörten, blieben doch die Samstag-Nachmittage stets für gemeinsame Ausflüge auf den Zürichberg bestehen, und dieser Gewohnheit blieben sie treu, so lange der jüngere später unter die wirklichen Schüler Gladbachs am Polytechnikum gehörte und so oft ihn nachher der Weg wieder nach Zürich führte.

*     *     *

Obwohl sich der Professor schon dem Greisenalter näherte, nahm er es im Gehen noch mit jedem Jungen auf, und sie durchquerten den Zürichberg nach allen Richtungen. Jeder Bauer da oben kannte ihn, und die kleinen Kinder liefen auf ihn zu und sagten ihr «Grüss Gott, Herr Professor». Wie viel Schönes auf den einfachen Höhen des Zürichberges zu sehen und zu empfinden ist, weiss nur der, der viel und oft darauf gewandert, wie sie es in jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter getan. Aus dem Blick auf die Stadt herunter machten sie sich beide nicht viel, sie wuchs ihnen so wie so viel

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Ludwig Lehmann: Professor Ernst Gladbach. In: Neujahrsblatt der Kunstgesellschaft in Zürich für 1898. Zürich 1898, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neujahrsblatt_der_Kunstgesellschaft_in_Z%C3%BCrich_f%C3%BCr_1898.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)