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Dass dies sich so verhalte, kann jeder mittelst eines Versuches auf ruhendem Wasser erfahren.

2. Fall. Gesetzt, dass de, ig, hi, kl, mn, etc. Stösse bezeichnen, welche sich vom Punkt A in einem elastischen Mittel fortpflanzen. Man denke sich, dass die Stosse sich mittelst auf einander folgender Verdichtungen und Verdünnungen des Mittels fortpflanzen, so dass der dichteste Theil eines jeden Stosses auf einer, um A als Mittelpunkt beschriebenen sphärischen Oberfläche liege und zwischen den auf einander folgenden Stössen sich gleiche Zwischenräume befinden. Es mögen de, fg, hi, kl, etc. die dichtesten Theile der Stösse bezeichnen, welche durch die Oeffnung BC sich fortgepflanzt haben. Da das Mittel dort dichter ist, als in den auf beiden Seiten gelegenen Räumen KL und NO, so wird es sich eben so sehr gegen diese hin ausdehnen, als gegen die lockeren Zwischenräume der Stösse, und da es auf diese Weise immer lockerer aus der Gegend der Zwischenräume, hingegen dichter aus der Gegend der Stösse hervortritt; so wird es an deren Bewegung Theil nehmen. Da nun die fortschreitende Bewegung der Stösse aus der beständigen Erweiterung der dichteren Theile gegen die vorangehenden lockerern Zwischenräume entspringt; da ferner die Stösse ungefähr mit derselben Geschwindigkeit gegen die ruhenden Theile KL und ON des Mittels sich erweitern müssen: so werden jene Stösse sich überall ungefähr mit derselben Geschwindigkeit gegen die unbewegten Räume KL und ON hin ausdehnen, mit welcher sie sich geradlinig vom Mittelpunkt A aus fortpflanzen. Sie nehmen daher den ganzen Raum KLON ein.   W. z. b. w.

Wir nehmen dies bei den Tönen wahr, welche entweder hinter einem zwischenliegendem Berge gehört werden, oder durch ein Fenster in's Zimmer treten, sich nach allen Theilen des letzteren ausbreiten und in allen Ecken gehört werden, indem nicht die entgegengesetzten Wände sie zurückwerfen, sondern die Fortpflanzung vom Fenster aus direct erfolgt, soweit man dies nämlich mittelst der Sinne beurtheilen kann.

3. Fall. Gesetzt endlich, dass eine Bewegung irgend einer Art sich von A aus durch die Oeffnung BC fortpflanze. Da diese Fortpflanzung nur erfolgt, in so fern die dem Centrum A näher liegenden Theile des Mittels gegen die entfernten drücken und dieselben bewegen; da ferner die gedrückten Theile flüssig sind und daher nach allen den Seiten hin, wo sie weniger gedrückt werden, ausweichen; so werden dieselben gegen alle ruhenden Theile des Mittels, sowohl gegen die zur Seite liegenden KL und NO, als gegen die vorderen PQ zurückweichen. Auf diese Weise wird jede Bewegung, sobald sie durch die Oeffnung BC gegangen ist, sich auszudehnen anfangen und hierauf, wie vom Anfangs- und Mittelpunkt aus, sich nach allen Seiten geradlinig fortpflanzen.   W. z. b. w.

§. 64. Lehrsatz. Jeder zitternde Körper wird in einem elastischen Mittel die Bewegung seiner Stösse überall hin geradlinig fortpflanzen; in einem nicht elastischen Mittel aber wird er eine kreisförmige Bewegung hervorbringen.

Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/364&oldid=- (Version vom 1.8.2018)