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stets, nach dem Gesetze des 1. Falles, der Gleichheit nähern. Diese Reibung verhindert daher nicht eine jenem Gesetze entsprechende Bewegung, dasselbe gilt daher auch hier, d. h. die Umlaufszeiten der einzelnen Ringe verhalten sich wie die Quadrate ihrer Abstände vom Centrum.

3. Fall. Nun theile man jeden Ring durch Querschnitte in unzählige Theilchen, welche eine absolut und gleichförmig flüssige Substanz enthalten. Da diese Schnitte sich nicht auf das Gesetz der Kreisbewegung beziehen, sondern nur zur Einschliessung der Flüssigkeit führen; so wird die Kreisbewegung wie früher fortdauern. Durch diese Schnitte werden alle noch so kleinen Ringe ihre Rauhigkeit und gegenseitige Reibung entweder gar nicht, oder gleich stark ändern. Bleiben somit die Ursachen einander proportional, so bleiben es auch die Wirkungen, d. h. die Bewegungen und Umlaufszeiten bleiben proportinal.   W. z. b. w.

Da übrigens die Kreisbewegung und die hieraus entspringende Centrifugalkraft im Aequator grösser ist, als an den Polen, so muss irgend eine Ursache da sein, wodurch die einzelnen Theilchen in ihren Kreisen zurückgehalten werden, damit nicht die am Aequator befindliche Materie sich stets vom Mittelpunkte entferne, durch die äusseren Seiten eines Wirbels nach den Polen und von da längs der Axe in beständiger Circulation zum Aequator zurückkehre.

Zusatz 1. Hiernach verhalten sich die Winkelbewegungen aller flüssigen Theile um die Axe der Kugel umgekehrt wie die Quadrate der Abstände vom Centrum, und die absoluten Geschwindigkeiten umgekehrt wie diese Quadrate, dividirt durch die Abstände.

Zusatz 2. Dreht sich eine Kugel in einer ruhenden, ähnlichen und unbegrenzten Flüssigkeit mit gleichförmiger Bewegung um eine, der Lage nach gegebene Axe, so wird jene Bewegung der Flüssigkeit nach der Weise eines Wirbels mitgetheilt werden und sich nach und nach in’s Unbegrenzte fortpflanzen. Sie wird ferner erst dann aufhören, in den einzelnen Theilen beschleunigt zu werden, wenn die Umlaufszeiten der letzteren den Quadraten ihrer Abstände vom Centrum proportional sind.

Zusatz 3. Da die inneren Theile des Wirbels wegen ihrer grösseren Geschwindigkeit gegen die äusseren reiben und drücken, und denselben hierdurch beständig Bewegung mittheilen; da diese äusseren Theile zugleich dieselbe Grösse der Bewegung auf andere weiter ausserhalb gelegene Theile übertragen und hierdurch die Grösse ihrer eigenen Bewegung unverändert beibehalten: so ist klar, dass die Bewegung beständig vom. Mittelpunkte nach der Peripherie des Wirbels übertragen und durch die Unbegrenztheit derselben absorbirt wird. Die zwischen zwei beliebigen sphärischen, um den Wirbel concentrischen Oberflächen enthaltene Materie wird niemals beschleunigt werden, weil sie alle, von der inneren Materie enthaltene, Bewegung stets auf die äussere Materie überträgt.


Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/380&oldid=- (Version vom 1.8.2018)