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Da nun dieselbe Kraft dieselbe Bewegung hervorbringt, mag sie das Wasser in den um 90° von der Sonne entfernten Gegenden erniedrigen, oder in den unter der Sonne und ihr gegenüberliegenden Gegenden erheben; so wird diese Summe die ganze Kraft sein, womit die Sonne die Gewässer des Meeres in Bewegung setzt und sie wird dieselbe Wirkung hervorbringen, als wenn sie ganz dazu verwendet würde, das Meer in den unter der Sonne und ihr gegenüberliegenden Gegenden zu erhöhen und gar keine Wirkung in den unter 90° von der Sonne abstehenden Gegenden hervorbrachte.

Dies ist die Kraft, womit die Sonne das Meer an einem gegebenen Orte bewegt, wenn sie sich im Zenith desselben und in ihrem mittleren Abstande von der Erde befindet. Für eine andere Lage der Sonne ist diese Kraft dem Sinus versus ihrer doppelten Höhe über dem Horizont direct und dem Cubus ihres Abstandes von der Erde indirect proportional.

Zusatz. Die Centrifugalkraft der Theile der Erde, welche durch die tägliche Umdrehung der letzteren hervorgebracht wird und sich zur Kraft der Schwere wie 1 : 289 verhält, verursacht aber, dass die Höhe des Wassers unter dem Aequator seine Höhe am Pole um 85472 Par. Fuss übertritt, wie wir oben im §. 23. dieses Buches gesehen haben. Es ist daher klar, dass die Kraft der Sonne, wovon hier die Rede ist und welche sich zur Kraft der Schwere wie 1 : 12868200 (Gl. 4.) also zur Centrifugalkraft wie

5.   289 : 12868200 = 1 : 44527

verhält, bewirken wird, dass die Höhe des Wassers in den unter der Sonne und ihr gegenüberliegenden Gegenden, die Höhe in den um 90° von der Sonne abstehenden Gegenden um 1 Fuss 111/30 Zoll Par. Maass übertreffen wird, indem

6.   1 Fuss 111/30 Zoll : 85472 Fuss = 1 : 44527.

§. 42. Aufgabe. Man soll die Kraft finden, womit der Mond die Gewässer des Meeres bewegt.

Die Kraft des Mondes zur Bewegung des Meeres ergibt sich aus ihrem Verhältniss zur Kraft der Sonne, und man kann dieses Verhältniss aus dem der Bewegungen des Meeres, welche durch diese beiden Kräfte hervorgebracht werden, ableiten.

Vor der Mündung des Flusses Avon unterhalb Bristol, am dritten Steine beträgt die ganze Erhebung des Wassers im Frühjahr und Herbst, um die Zeit der Conjunction und der Opposition von Sonne und Mond, ungefähr 45 Fuss, wie Samuel Sturm beobachtet hat; zur Zeit der Quadratur nur 25 Fuss. Die erste Höhe entspringt aus der Summe beider Kräfte, die letzte aus ihrem Unterschiede. Nennen wir daher die Kräfte der Sonne und des Mondes, wenn sie sich im Aequator und in ihrem mittleren Abstände von der Erde befinden, respective S und L; so hat man

1.   L + S : L — S = 45 : 25 = 9 : 5.

Im Hafen von Plymouth hat Samuel Colepress beobachtet,

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/457&oldid=- (Version vom 3.2.2020)