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fortgehend erscheinen; je nachdem ihre Bewegung mit derjenigen der Erde übereinstimmt oder ihr entgegengesetzt ist. Bewegt sich die Erde nach derselben Seite wie der Komet, und mit einer Winkelgeschwindigkeit um die Sonne, welche diejenige des Kometen hinreichend übertrifft, damit die durch die Erde und den Kometen beständig gezogenen Linien jenseits des letzteren convergiren; so wird der Komet von der Erde aus, in Folge seiner langsameren Bewegung, rückläufig erscheinen. Bewegt sich aber die Erde langsamer, so wird die Bewegung des Kometen (indem man die Bewegung der Erde von ihr abzieht) wenigstens langsamer erscheinen. Bewegt sich die Erde nach der entgegengesetzten Seite, wie der Komet, so scheint dieser schneller fortzugehen. Aus dieser Beschleunigung und dieser rückläufigen Bewegung leitet man den Abstand des Kometen folgendermaassen ab:

Fig. 206.

Es seien QA, QB, QC drei, im Anfange der Sichtbarkeit beobachtete, Längen des Kometen und QF die letzte beobachtete Länge, bevor er aufhört, sichtbar zu sein. Man ziehe die Linie ABC so, dass die durch QA, QB und QC abgeschnittenen Stücke derselben AB und BC sich so zu einander verhalten, wie die zwischen den ersten Beobachtungen verflossenen Zeiten. Man verlängere nun AC bis G, so dass AG : AB, wie die Zwischenzeit der ersten und letzten Beobachtung zur Zwischenzeit der beiden ersten Beobachtungen. Zieht man nun QG, so würde, wenn der Komet sich gleichförmig in einer geraden Linie bewegte, und die Erde sich in Ruhe befände oder ebenfalls sich gleichförmig in einer geraden Linie bewegte, der Winkel QG die Länge des Kometen zur Zeit seiner letzten Beobachtung sein. Der Winkel FQG, um welchen diese Längen verschieden sind, wird also durch die Ungleichheiten der Bewegungen des Kometen und der Erde hervorgebracht. Addirt man diesen Winkel, im Fall beide Körper sich nach entgegengesetzten Seiten bewegen, zum Winkel QG; so wird die scheinbare Bewegung des Kometen beschleunigt. Bewegen sich aber beide Körper nach derselben Seite hin, so muss man FQG von demselben Winkel QG subtrahiren, und erhält so die scheinbare Bewegung des Kometen langsamer oder selbst rückgängig, wie ich oben gezeigt habe.

Dieser Winkel wird daher vorzüglich durch die Bewegung der Erde gebildet, und man kann ihn deshalb mit Recht als die Parallaxe des Kometen ansehen, indem man die kleinen Decremente oder Incremente, welche aus der Ungleichheit der Bewegung des Kometen in seiner Bahn entspringen könnten, vernachlässigt.

Aus dieser Parallaxe leitet man den Abstand des Kometen folgendermaassen ab: S stelle die Sonne, acT die grosse Bahn, a den Ort

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/469&oldid=- (Version vom 1.8.2018)