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indem man schliesst, dass diese zum Abstande eines Planeten im directen Verhältniss der Durchmesser und dem halben indirecten Verhältniss der Beleuchtung stehe.[1]

Flamsteed beobachtete den kleinsten Durchmesser der Nebelhülle am Kometen von 1682 und fand ihn, mittelst eines 16füssigen, mit einem Mikrometer versehenen Fernrohr, = 2 Minuten; der Kern oder der Stern in der Mitte des Kopfes fasste kaum 1/10 dieser Breite, also war sein Durchmesser nur etwa 11 bis 12 Secunden gross. Die Beleuchtung und der Glanz des Kopfes übertraf aber die des Kometen von 1680 und war fast eben so gross, als diejenige der Sterne erster oder zweiter Grösse. Setzen wir nun voraus, dass sein Licht etwa ¼ von dem des Saturns nebst seinem Ringe betrug. Das Licht des letzteren war fast dem der Kugel gleich, und der scheinbare Durchmesser dieser etwa 21 Secunden; daher würde das Licht der Kugel und des Ringes zusammengenommen gleich dem einer Kugel von 30 Secunden im Durchmesser sein. Der Abstand des Kometen von der Erde verhält sich daher zu dem Abstande des Saturns direct wie 12 : 30 und indirect wie 1 : , d. h. zusammen wie 24 : 30 oder 4 : 5.

Der im April 1665 erschienene Komet übertraf nach Hevel, durch seinen Glanz, fast alle Fixsterne und durch die Lebhaftigkeit seiner Farbe selbst den Saturn. Er war also glänzender, als der am Ende des vorhergehenden Jahres erschienene, welcher für eben so glänzend, als die Sterne erster Grösse gehalten wurde. Der Durchmesser seiner Nebelhülle betrug fast 6 Minuten, und sein, mittelst eines Fernrohres mit den Planeten verglichener, Kern war ohne Zweifel kleiner als der Jupiter, bisweilen erschien er der Saturnskugel gleich, bisweilen kleiner. Da nun ferner der Durchmesser der Nebelhülle selten 8 oder 12 Minuten übersteigt, und da der Durchmesser des Kernes oder Centralsternes ungefähr 1/10 oder bisweilen selbst nur 1/15 von dem der Nebelhülle beträgt; so ist es klar, dass diese Gestirne meistentheils dieselbe scheinbare Grösse wie die Planeten haben. Da man nun gewöhnlich ihr Licht dem des Saturns gleichsetzen kann, und es dieses bisweilen übertrifft, so müssen alle Kometen sich in ihrem Perihel offenbar unter, oder sehr nahe über dem Saturn befinden. Diejenigen, welche sie in die Gegend der Fixsterne setzen, irren also sehr; denn in dieser Entfernung könnten sie durch unsere Sonne nicht stärker beleuchtet werden, als es bei unseren Planeten durch die Fixsterne geschieht.

Bei der Betrachtung aller dieser Umstände haben wir noch nicht die Verdunkelung berücksichtigt, welche die Kometen durch den, ihre Köpfe ungebenden, dicken und reichlichen Dunst erleiden, in Folge welches Dunstes ihr Licht wie durch ein Gewölk kommend erscheint. Je mehr dieser Dunst die Kometen verdunkelt, desto näher müssen sie der Sonne kommen, damit das von ihnen reflectirte Licht dem der Planeten gleich werden könne. Hiernach ist es sehr wahrscheinlich, dass die Kometen weit unterhalb der Saturnsbahn herabsteigen, wie wir es durch


  1. [649] No. 299. S. 463. Setzt man den Glanz des Kometen und des Planeten G und g, ihren Abstand A und a, ihre Durchmesser D und d; so hat man G : g = , also A : a = .
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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/471&oldid=- (Version vom 1.8.2018)