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nicht hinreichend von der Sonne erhellt, um mit unbewaffnetem Auge früher entdeckt zu werden, als bis sie uns näher als der Jupiter stehen. Der grösste Theil des Weges, welchen sie um die Sonne in der Nähe der Erde beschreiben, liegt an der, der Sonne zugewandten, Seite der Erde. Da also die Kometen alsdann der Sonne näher sind, pflegen sie durch dieselbe mehr beleuchtet zu werden.

Zusatz 3. Hieraus folgt, dass die Himmelsraume von jedem Widerstande befreit sind; denn die Kometen verfolgen geneigte Bahnen, welche bisweilen denjenigen der Planeten entgegengesetzt sind, sie bewegen sich sehr frei in jedem Sinne und behalten sehr lange ihre Bewegungen bei, selbst diejenigen, welche gegen die Ordnung der Zeichen erfolgen.[1] Ich muss mich sehr irren, wenn die Kometen nicht Körper von derselben Art wie die Planeten sind und sie sich nicht beständig in einer und derselben Bahn bewegen. Die Meinung einiger, welche sie für Meteore halten, eine Meinung, welche sich auf die beständig an ihren Köpfen stattfindenden Aenderungen gründet, scheint jedes reellen Grundes zu entbehren. Die Köpfe der Kometen sind von sehr grossen Atmosphären umgeben, und diese müssen unten dichter sein. Die Aenderungen, welche man an den Kometen wahrnimmt, zeigen sich in den Wolken dieser Atmosphären und nicht an den Körpern selbst. Eben so würde ohne Zweifel die, von den Planeten aus gesehene, Erde nur durch das Licht der sie umgebenden und verbergenden Wolken glänzen. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass die auf dem Jupiter unter einander beweglichen Streifen durch die Wolken gebildet werden, welche dieses Gestirn umgeben und bewirken, dass wir ihn selbst schwieriger zu sehen bekommen. Die Körper der Kometen, welche von tiefern und dichten Atmosphären umgeben sind, müssen nun noch schwieriger wahrzunehmen sein.

§. 50. Lehrsatz. Die Kometen bewegen sich in Kegelschnitten, deren Brennpunkt im Mittelpunkt der Sonne liegt, und beschreiben mit den, nach diesem Gestirn gezogenen Radien vectoren den Zeiten proportionale Flächenräume.

Dieser Satz ist klar durch §. 32., Zusatz 1. des ersten Buches und die §§. 10., 15. und 16. dieses Buches.

Zusatz 1. Hieraus folgt, dass, wenn die Kometen sich in Bahnen bewegen, diese Ellipsen sind und dass ihre Umlaufszeiten zu denjenigen der Planeten im 3/2ten Verhältniss der grossen Axen stehen. Der grösste Theil der Kometen befindet sich oberhalb der Planeten, und beschreibt Bahnen, deren Axen grösser als die jener Himmelskörper sind. Sie müssen sich also langsamer bewegen, dergestalt dass, wenn die Axe einer Kometenbahn etwa viermal so gross, als die der Saturnsbahn ist, die Umlaufszeit des Kometen zu derjenigen des Saturns, d. h. zu 30 Jahren (4. Erscheinung dieses Buches) verhält wie 4 : 1 = 8 : 1. Sie würde also 240 Jahre betragen.

Zusatz 2. Die Kometenbahnen nähern sich so sehr den Parabeln,


  1. [649] No. 301. S. 466. Es möge hier daran erinnert werden, dass Encke bei dem nach ihm benannten Kometen von kurzer Umlaufszeit den Widerstand eines Mittels angenommen hat, um eine beschleunigte Rückkehr des Kometen zum Perihel zu erklären. Bis jetzt hat man bei keinem andern Kometen einen ähnlichen Widerstand anzunehmen nöthig gehabt, während, wenn man dies künftig bei mehrern Kometen annehmen müsste, dieser Umstand gegen die im gegenwärtigen Zusatz ausgesprochene Behauptung, dass der Weltraum von jedem widerstandsfähigen Mittel frei sei, sprechen würde.
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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 466. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/474&oldid=- (Version vom 1.8.2018)