Seite:Nordische Revue Band 2 (1864) 173.jpg

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Hoffnung unnöthig zu machen und das mittelländische mit dem rothen Meere zu verbinden.

Der britische Schiffscapitän William Allen hat denselben ersonnen und ihn in einem zweibändigen Buche („A new route to India“) erläutert und ausgeführt[1]. Sein Gedanke ist so kühn, daß man ihn beinah extravagant nennen könnte. Er will die Ebene von Esdraelon[2] durchstechen, das mittelländische Meer in das tiefer liegende Jordanthal leiten und behauptet, der also entstehende gewaltige Strom müsse sich als gigantischer Wasserfall über das todte Meer hinweg stürzen, und jenseit desselben, in südlicher Richtung, seinen weiteren Weg durch die ganze, an 20 deutsche Meilen lange Wady el Arabah nehmen, um bei Akaba in das rothe Meer einzumünden. – Dieser Plan ließe sich hören, wenn der Erfinder den 4–500' hohen Berg el Sateh eben so gut in natura, als auf der Karte ausstreichen könnte.

Petermann hat das Allen’sche Project mit mehr als genügendem Ernste gewürdigt; wir aber bitten unsere Leser, einen Blick auf die Karte zu werfen und, wenn sie über den von dem Engländer vorgeschlagenen Verbindungsweg gelächelt haben, die Landenge von Suez ernsthaft mit uns zu betrachten.

Das rothe Meer, jener schmale Ausläufer des stillen Oceans, welcher sich durch die Straße Bab-el-Mandeb als Grenzscheide zwischen das westliche Arabien und das nordöstliche Afrika drängt, spaltet sich im Norden unter dem 28.° nördl. Br. in zwei Arme, welche sich, wie die Fühlhörner einer Schnecke, gen Nordost und Nordwest ausstrecken. Sie trennen das Dreieck der Sinalhalbinsel von Aegypten und Arabien in solcher Weise ab, daß es nur auf seiner nördlichen Seite mit dem Festlande zusammenhängt. Der rechte Arm endet bei Akabah[3], der linke würde bei der Hafenstadt Suez seinen Abschluß finden, wenn er sich nicht in eine Bodensenkung mit vielen Seen bis zu dem mit dem Mittelmeere zusammenhängenden Behere Menzaleh (Menzaleh-See)[4] fortsetzte. Diese Bodensenkung ist die eigentliche sogenannte Landenge von Suez. In der Mitte derselben fluthet der in der Ueberschwemmungszeit mit Wasser gefüllte See Timsah (Krocodil-See), bei welchem das sich gen Westen verlängernde Tiefthal Wadi Thumilât, das Gosen der Bibel, beginnt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. The Dead Sea, a New Route to India: With Other Fragments and Gleanings in the East. Von William Allen. Veröffentlicht von Longman, Brown, Green, and Longmans, 1855. Google
  2. Jesreelebene in Nordisrael
  3. Aqaba
  4. Salzwasserlagune bei Port Said
Empfohlene Zitierweise:
Georg Ebers: Der Canal von Suez. Leipzig: Veit und Comp., 1864, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_173.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)