Seite:Nordische Revue Band 2 (1864) 178.jpg

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Segelschiffes von Bremen nach Batavia um das Cap dauert nach den Klingenberg’schen Listen 92 Tage – nach Constantinopel, das eben so weit ist, als der Hafen von Pelusium 59 Tage. Von Suez nach Batavia kann ein Segelschiff bei allergünstigstem Winde nicht schneller als in 55 Tagen fahren. Wenn wir also die für die Canalpassage nothwendige Zeit ganz übersehen, so bedarf ein Bremer Segelschiff, das über Suez nach Batavia fährt, mindestens 114 Tage, während es dasselbe Ziel auf dem Wege über das Cap der guten Hoffnung in 92 Tagen erreichen kann; es wird also durchaus keine Zeit gewinnen, wenn es die neue Straße wählt, dagegen warten seiner auf derselben bedeutend größere Gefahren und Kosten, als auf dem alten Wege. Das berüchtigte Gewässer des Canal la manche[1] kann hier und dort nicht vermieden werden, die Windstillen in den Aequatorialgegenden werden von der Hülfsschraube unschädlich gemacht und die Gefahren des das Cap der guten Hoffnung bespülenden Gewässers sind gar nicht zu vergleichen mit denen, welche den Schiffer erwarten, der die Säulen des Hercules, das rothe Meer und die Straße von Bab-el-Mandeb zu durchsegeln hat. Auf ersterem Wege genügt die Mannschaft des Schiffes, auf dem neuen wird man bei Gibraltar, im Canal und im rothen Meere, das von gefährlichen Riffen wimmelt, theuere Schleppdampfer zu miethen und bei Pelusium einen sehr bedeutenden Zoll, von dem die ägyptische Regierung 15 Procent erhält, an die Unternehmer des Suezcanals zu entrichten haben. Wir glauben nicht, daß wir zu hoch greifen, wenn wir behaupten, daß ein Segelschiff via Suez um ⅓ theuerer und keineswegs schneller reisen wird, als via Cap der guten Hoffnung. Ohne die oben erwähnten Schlepper würden nur wenige Fahrzeuge fortkommen können, denn Sir Harford Jones hat ganz recht, wenn er sagt: „6 Monate des Jahres kann kein Segelschiff in’s rothe Meer hinein und 6 Monate lang keins herauskommen.“ In der Bay von Aden weht nämlich ein östlicher Monsum 6, ein westlicher 6 Monate des Jahres. Außerdem muß man bedenken, daß ein auf dem gefährlicheren Wege fahrendes Schiff höheren Versicherungszins zu bezahlen haben wird, als bisher. Die nordeuropäischen Segelschiffe, mehr als die Hälfte aller vorhandenen, werden also keineswegs weise handeln, wenn sie die Umschiffung des Caps wegen des auf


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Georg Ebers: Der Canal von Suez. Leipzig: Veit und Comp., 1864, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_178.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)