Seite:OAB Freudenstadt 035.png

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Rothliegende (Todtliegende), welches sich in dem Bezirke an mehreren Stellen über dem Urgebirge abgelagert hat, wie in der Berneck, im Baiersbronner Oberthal, an einzelnen Stellen des Murg-Thals (Königswarth und Rötherberg), im Thonbach-Thal und in geringer Mächtigkeit im Reinerzauer-Thal etc.[1]. Das Rothliegende, ein Trümmergestein (Arcose) besteht im Allgemeinen aus eckigen, scharfkantigen Urgebirgsfragmenten (vorherrschend Granit und Gneuß) welche durch ein thonig-sandiges, eisenschüssiges Bindemittel zusammengehalten werden. Die eingeschlossenen Trümmergesteine wechseln von der Größe einer Erbse bis zu der eines Kopfes; sie sind theils lose, vereinzelt, öfters aber so fest mit einander verbunden und zugleich von kleinem Korn, daß sie sich nicht leicht von Graniten und Porphyren unterscheiden lassen. Zuweilen wird das Rothliegende nur durch einen losen, schiefrig-sandigen Schutt vertreten. In der Berneck, wo das Rothliegende in einer Mächtigkeit von etwa 150–200′ und in einer Verbreitung von etwa 1 Stunde sehr ausgebildet vorkommt, wechselt dasselbe mit einem mehr oder minder feinkörnigen Sandstein, der sich durch gelblichbraune Flecken auszeichnet, die immer bedeutender werden und allmählig als dichte Braunkalkmassen erscheinen. Dieser Braunkalk ist in großen Nestern und Schweifen eingewachsen und kommt beinahe in allen Schichten des Trümmergesteines auf einem Durchschnitt von etwa 100′ Mächtigkeit vor. Gegen oben wird das Rothliegende meist locker und erscheint als ein rother, schiefriger Schutt, der mit einer mit rothem Jaspis durchzogenen Dolomitschichte schließt. Letztere ist nicht nur in der Berneck vollkommen ausgebildet, sondern lagert auch in der Reinerzau über den primitiven Gebirgsarten und bildet dort ein Glied zwischen diesen und dem bunten Sandsteine. An Erzen ist das Rothliegende sehr arm. Bei Königswarth führte es in Gängen früher Fahlerz, Kupferlesur, Malachit, Wismuthkupfer-Blei und Kupfergrün. Im Baiersbronner Oberthal bei Buhlbach lagert theils unter dem Rothliegenden, zuweilen auch in demselben, meist aber auf dem Gneuß der Thonstein, dessen Farbe größtentheils dunkelziegelroth ist, obgleich er auch in das hellrothe, weißliche, gelbgraue etc. ändert. Sehr häufig ist der rothe Grund des Thonsteins weiß punktirt und erhält hiedurch ein porphyrartiges Aussehen[2].

  1. Übrigens scheint das Rothliegende auch an andern Stellen noch vorzukommen und überhaupt constant die primitiven Gebirgsarten in dem Bezirke zu überlagern; eine üppige Waldvegetation und die häufige Ähnlichkeit mit dem bunten Sandsteine erschwert eine gründlichere Beobachtung desselben.
  2. WS: Text der Fußnote auf der folgenden Seite.


Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 035. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_035.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)