Seite:OAB Freudenstadt 038.png

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von den rothen Schieferletten gedeckt; dagegen ziehen sich die im Westen des Bezirks die Oberfläche bildenden Schichten gegen Osten mehr in die Tiefe, und erscheinen nur noch an den Thalgehängen oder verlieren sich unter die Thalsohlen. Der bunte Sandstein ist mit Gängen durchsetzt, welche meist parallel mit der Hebungsaxe des Gebirgs und somit auch parallel mit den das Gebirge durchsetzenden Längenthälern streichen. Diese Erscheinung beweist, daß die Gänge zur Zeit der Emporhebung des Urgebirges entstanden sind, indem die demselben aufgelagerten Flötzgebirgsarten gehoben wurden und weil sie dann eine größere Fläche einnehmen mußten, häufig geborsten sind. Die hierdurch entstandenen Spalten füllten sich mit verschiedenen, von unten heraufgetriebenen Gangmassen aus. Die Gänge sind am Ausgehenden mit Schwerspath, in größeren Tiefen mit Quarz ausgefüllt und enthalten im ersteren Fall Brauneisenstein, in tieferen Stellen zum Theil Kupfererze. Hieher gehören die Gänge im Christophsthal und an dem Abhange, der sich gegen Lauterbach hinzieht; auch bei Erzgrube kommen dergleichen Gänge vor und wurden früher abgebaut. Übrigens durchziehen nicht selten taube Schwerspath- und Quarzgänge die bunte Sandsteinformation.

An Versteinerungen ist der bunte Sandstein im diesseitigen Bezirk sehr arm; nur bei Freudenstadt kommen in dem Kieselsandstein öfters über 1′ lange und 1/2–1″ dicke Wülste vor, welche sich von dem Nebengestein leicht ablösen lassen und organischen Ursprungs zu seyn scheinen. In dem rothen Schieferletten zeigen sich zuweilen in einer nur 1–2″ dicken, sehr thonigen Sandsteinschichte Pflanzenstängel-artige, nur 1–2‴ dicke Absonderungen, welche das Gestein meist senkrecht durchsetzen.

Von den dem bunten Sandsteine beigemengten Mineralien spielt der Glimmer, welcher sich hauptsächlich in den obersten Schichten geltend macht, die bedeutendste Rolle; Hornsteine kommen bei Freudenstadt und auf dem Kniebis, Flußspathe zuweilen in den Schwerspathgängen vor.

Von den Schichten der bunten Sandsteinformation liefern die Conglomerate und der Kieselsandstein ein sehr gutes Straßenmaterial; letzterer wird auch zu Bausteinen benützt, übrigens seltener als der grobkörnige Sandstein, der überdieß auch noch zu Mühlsteinen verwendet wird. Der dickgeschichtete Thonsandstein gibt einen vortrefflichen, an der Luft härter werdenden Baustein, und der dünngeschichtete liefert schöne Platten, die zum Belegen der Hausfluren, zum Pflastern vor den Häusern, zur Verkleidung der Mauern, zum Dachdecken u. s. w. verwendet werden. Brüche auf dergleichen Platten befinden sich bei Aach, Loßburg, Wittendorf etc.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 038. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_038.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)