Seite:OAB Freudenstadt 109.png

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Seit 1848 besteht in Freudenstadt, und seit 1854 in Dornstetten eine höhere Volksschule, sogenannte Mittelschule.

Die Gesammtschülerzahl in den Volksschulen hat im Jahr 1856 betragen 5591.

Der ganze Bezirk ist in drei Conferenzdistrikte Loßburg, Pfalzgrafenweiler, Reichenbach eingetheilt.

Eine Kleinkinderschule besteht blos in Freudenstadt. Sie wird von 90–100 Kindern besucht. An derselben ist eine Lehrerin und eine Gehilfin angestellt.

Industrieschulen haben alle Gemeinden des Bezirks. Die Zeit des Unterrichts beschränkt sich jedoch auf die Wintermonate mit Ausnahme von Freudenstadt, wo das ganze Jahr hindurch von 2 Lehrerinnen Unterricht im Stricken, Nähen und Häckeln ertheilt wird.

An Sonn- und Festtagen wird vom Kirchthurme der Choral geblasen, der beim Morgen-Gottesdienste gesungen wird; auch wird an Festtagen Kirchenmusik aufgeführt. Ein Stadtmusikus gibt seit einem Jahr mit Erfolg Unterricht in der Musik, an welchem sich junge Leute und jüngere Bürger betheiligen.

b) Wohlthätige Anstalten.

Armenhäuser befinden sich zwar in mehreren Gemeinden des Bezirks, gewähren aber bei ihrer unbedeutenden Räumlichkeit nur wenigen Armen Aufenthalt. In der Oberamtsstadt ist weder ein Spital noch ein Armenhaus.

Seit dem Jahr 1852 besteht unter Garantie und Verwaltung der Amtscorporation eine Oberamtsleihkasse mit einem Maximalfond von 80.000 fl. Aus derselben haben die Bezirksangehörigen bisher gegen doppelte Sicherheit in Liegenschaft und 51/4 % Anlehen von 25 fl. bis 500 fl. erhalten. Seitdem der Credit sich wieder gehoben hat und überall Anlehen zu erlangen sind, werden die Capitalien wieder eingezogen und die Schulden bezahlt. Gegenwärtig betragen die Aktiven und Passiven der Kasse nur noch 42.385 fl. und es ist die Auflösung derselben im nächsten Etatsjahr zu erwarten.

Neben der Oberamtsleihkasse besteht seit 1852 eine besondere ebenfalls unter Garantie und Verwaltung der Amtscorporation stehende Oberamtssparkasse mit einem neuerdings genehmigten Maximalfond von 20.000 fl. Die Einlagen, welche bis 1. Juli 1856 14.105 fl. betragen, würden schon längst die angegebene Höhe erreicht haben, wenn nicht bisher zu Verminderung des allzugroßen Risiko’s für die Amtscorporation nur ein Betriebsfond von 10.000 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)