Seite:OAB Freudenstadt 124.png

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J. 1525 rotteten sich die Alpirsbacher Klosterunterthanen wiederum zusammen, verweigerten die Steuerzahlung und machten verschiedene Forderungen; am 19. April 1525 beschloßen sie sogar, die Klöster Alpirsbach, Kniebis und Reichenbach zu zerstören. Als der Prior von Reichenbach dieß erfuhr, ließ er die Bauern kommen und redete ihnen eindringlich an’s Herz; sie dagegen erklärten, obwohl sie viel zu klagen hätten, wollten sie doch keine Empörung anheben. Kurz nachher aber rückten 200 Baiersbronner vor das Kloster, denen man Wein und Brod gab; ihnen folgten die Dornstetter, zogen aber, als man sich entschuldigte, es seyen schon Gäste da, friedlich wieder ab. Die Baiersbronner, von Wein erhitzt, begannen Drohungen auszustoßen; als aber die Leute des Klosters, unter welche der Prior Getreide hatte austheilen lassen, sich zum Widerstand bereit zeigten, entfernten auch sie sich. Indeß war der sogenannte Bulacher Haufen, nachdem er sich auf der Kirchweihe in Neuweiler (d. 23. April) bedeutend verstärkt hatte, am 24. April vor Dornstetten erschienen, hatte die Bürger zur Theilnahme aufgefordert und war, da diese zu lange mit der Antwort zögerten, nach Erbrechung des Thors in die Stadt eingedrungen. Von hier aus zogen nun Blasius Blaus und Hans Blocher von Alpirsbach mit 34 Mann vor das Kloster Reichenbach und begehrten vom Prior einen Eid auf’s Evangelium, daß er „der Wahrheit einen Beistand thun wolle“. Dieser weigerte sich zwar, legte aber doch zuletzt ein Gelübde ab, wofür die Bauern ihn „beim Kloster zu handhaben“ versprachen. Dennoch inventirten sie nicht nur alles Eigenthum und Geräthe des Klosters, damit nichts weggebracht werden könnte, sondern verlangten auch Auslieferung des geflüchteten Viehs. Da der Prior diese verweigerte, drohten sie, „es solle ihm bald in seiner Kutte zu eng werden“ und holten dann das Vieh selbst. Als jedoch der Schultheiß von Baiersbronn ihnen vorstellte, es sey darunter auch Vieh seiner Gemeinde, so gaben sie Einiges davon zurück. Die Kloster-Unterthanen mußten schwören, „der Wahrheit einen Beistand zu thun, doch der Herrschaft unabgebrochen“, und Mannschaft zur Hauptschaar nach Sulz schicken. Der Bulacher Haufen aber war indeß über Neuneck in’s Nagoldthal gezogen. Da machte die Niederlage der Bauern bei Böblingen (den 12. Mai) auch in dieser Gegend dem Aufstand ein schnelles Ende. 1

Das Ungemach des dreißigjährigen Krieges, besonders nach der Schlacht von Nördlingen (Sept. 1634), traf vornehmlich Freudenstadt und Dornstetten selbst, aber auch die Umgegend dieser Städte (Schleicher, Beiträge zur Geschichte der St. Villingen S. 61); im

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_124.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)