Seite:OAB Freudenstadt 134.png

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mit der Oberamtspflege und dem Oberamtsphysikat, des Dekanatamts und eines Postamts; der Sitz des Forstamts ist von der Stadt in das nahe gelegene Christophsthal verlegt worden. Überdieß wohnen in Freudenstadt noch ein Revierförster, ein Umgeldscommissär, 2 Rechtspractikanten, ein practicirender Arzt, ein Oberamts-Wundarzt und ein Oberamts-Thierarzt, auch bestehen daselbst 2 Apotheken.

Wappen der Stadt Freudenstadt.
Wappen der Stadt Freudenstadt.

Als Wappen führt die Stadt im rothen Felde zwei mit dem Rücken gegen einander gekehrte goldene Fische und zwischen ihnen ein schwarzes F und in goldenem Schildeshaupt ein vierendiges schwarzes Hirschhorn. (Die Fische sind von dem Wappen der Grafschaft Mömpelgard genommen, da der Gründer der Stadt von der Mömpelgarder Linie des Hauses Württemberg stammte.)

Strenge genommen liegt die Stadt an dem östlichen Saume des eigentlichen Schwarzwaldes[1] und zwar oben an dem Steilabfall gegen das Forbach-Thal (Christophs-Thal), gerade in einer Einsattelung zwischen dem Kienberg und der leicht ansteigenden, sog. Kohlstädter Hardt. Diese Einsattelung, über welche die Wasserscheide zwischen Murg und Glatt, oder, im weiteren Sinn, zwischen Rhein und Neckar zieht, bildet einen natürlichen, am leichtesten zu überschreitenden Paß über die Höhen des Schwarzwaldes, den schon die Römer benützten (siehe den Abschnitt Alterthümer). Im Allgemeinen ist die Lage der Stadt eine freie, namentlich den Ost-, Nord- und Westwinden sehr ausgesetzte, während der im Süden sich namhaft erhebende, bewaldete Kienberg den warmen Südwinden den freien Zutritt versagt. Die Stadt ist daher beständigen Luftströmungen unterworfen, und in Folge dieser, wie der bedeutenden Erhebung über die Meeresfläche, ist die Luft zwar sehr rein, aber scharf, und wird häufig die Ursache zu rheumatischen und entzündlichen Krankheiten, obgleich sie im Allgemeinen wegen ihrer Reinheit und der balsamischen, stärkenden Ausdünstungen der nahe gelegenen Waldungen gesund genannt werden darf. Die Ernte tritt um 3–4 Wochen


  1. Die natürliche Grenze des eigentlichen Schwarzwaldes bildet gegen Osten die Formationsgrenze zwischen dem bunten Sandstein und dem Muschelkalk, da letzterer aber den bunten Sandstein bis in die Nähe von Freudenstadt (Ziegelhütte) stellenweise überlagert, so dürfen wir die östlich der Stadt gelegene Gegend nicht zu dem eigentlichen Schwarzwalde, sondern nur zu dem allmähligen Übergang in denselben, welche das Volk mit dem Namen „Heckengäu“ bezeichnet, rechnen.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)