Seite:OAB Freudenstadt 142.png

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sehr alten, zum Theil seltsamen Majuskeln folgende Inschrift: Evomit infusum homo cervus ab angue venenum[1].

Als weitere Merkwürdigkeit sind die in der Kirche aufgestellten, ebenfalls aus dem Kloster Alpirsbach dahin gebrachten, durch Conrad Widmann von Calw im Jahr 1488 prachtvoll geschnittenen Chorstühle anzuführen[2]. (Literatur: Andreä Veringer’s historische Beschreibung und Vorbildung der neuerbauten Kirche zu Freudenstadt. Stuttgart 1627. 8. Wieder gedruckt Nagold 1836. 8.) Der 21/2 Morgen große, mit einem Tannenhag umfriedigte Begräbnißplatz liegt hinter der Ziegelhütte außerhalb des Straßburger Thors. Ein weiterer Begräbnißplatz, der sog. Kauppen-Kirchhof, welcher nur für die adelige Familie der Kauppen bestimmt gewesen sei, lag außerhalb des Murgthal-Thors.

2) Das Oberamtsgerichtsgebäude, ein zunächst des Stuttgarter Thors stehendes Haus, welches im Jahr 1805 in einem modernen Styl erbaut und nebst Garten im Jahr 1853 von dem Staat um 7500 fl. dem Kaufmann Kierecker abgekauft wurde.

3) Das Oberamteigebäude mit dazu gehörigen Ökonomiegebäuden frei und angenehm auf dem Marktplatz gelegen und diesen verunstaltend; Oberamtmann Gentner ließ dasselbe in der ersten Hälfte seiner Amtsführung, welche von 1765–1792 dauerte, erbauen.

4) Das gut erhaltene, im Jahr 1803 neu erbaute Dekanatgebäude unfern des östlichen Flügels der Kirche und

5) das Diakonatgebäude unfern des nördlichen stehend.

6) Das ältere Schulhaus, ein großartiges im Winkelhacken erbautes Gebäude, früher die Wohnung des Dekans; in demselben befinden sich jetzt außer den Wohngelassen für den Präceptor, die lateinische und deutsche Knabenschule.


  1. In das Kirchenbuch zu Freudenstadt ist nachstehender, auf den Taufstein sich beziehender Reim eingetragen: Gleichwie der Hirsch die Schlang’ verschlingt || Und drauf zum frischen Wasser springt || Und von dem Gift wird wieder rein: || So steht’s auch mit dem Menschen fein, || Dann er von Sünden wird purgirt, || Wann er in Tauff gewaschen wird. || Dann weicht alsbald das Schlangengift, || Das sie uns beigebracht mit List.
  2. Im Jahr 1726 wurde die Kirche gründlich reparirt, den 18. Juli 1767 schlug der Blitz in den unteren Thurm und den 23. Mai 1783 in den oberen. Diese Ereignisse gaben Veranlassung, die beiden Thürme im Jahr 1785 mit Blitzableitern zu versehen, dessen ungeachtet traf den untern Thurm im Jahr 1842 den 10. März abermals ein Blitzstrahl, der jedoch keine namhafte Beschädigung anrichtete.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)