Seite:OAB Freudenstadt 152.png

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Der Gemeindehaushalt (vergl. Tab. III.) ist geordnet, Gemeindeschaden wird seit dem Jahr 1833 nicht mehr umgelegt. Das Gemeindevermögen besteht vorzugsweise in Waldungen, welche die Stadt durch den Waldabfindungsvertrag vom 24. Juli 1833 von der Staatsfinanz-Verwaltung als freies Eigenthum erworben hat. Vor dem Jahr 1833 besaß die Stadt nur etwa 400 Morgen Waldungen, die Stadtgemeinde und die Ortsbürger waren aber zu Holz, Streu, Weiden in den Staatswaldungen berechtigt. Diese Berechtigungen wurden laut obigen Vertrags mit 70971/4 Morgen Waldungen von Seiten des Staats abgelöst, dagegen mußte die Gemeinde die Gegenleistung an Hafer, welche den Berechtigten oblag, in 20fachem Betrag mit 6684 fl. zur Ablösung bringen. Im Jahr 1847 kaufte die Gemeinde 28 Morgen Waldungen auf der Markung Dietersweiler, wogegen sie in demselben Jahre 83 Morgen Wald ausstocken ließ (s. unten), so daß die Stadt gegenwärtig etwa 7500 Morgen Waldungen besitzt welche meist mit Weißtannen und Fichten gut bestockt sind und unter der Leitung eines von Seiten der Gemeinde angestellten Forstmanns (Stadtförster) in einem Umtrieb von 120 Jahren rationell bewirthschaftet werden. Die jährliche Nutzung wird auf 5500 Klafter angegeben; hievon hat jeder Bürger 4 Klafter anzusprechen, welche ihm aus dem städtischen Holzgarten, über den ein besonderer Verwalter gesetzt ist, gegen Ersatz der Aufbereitungs- und Beifuhrkosten abgegeben werden. Viele Bürger beziehen übrigens ihre Holzgabe nicht in Natura, sondern lassen sich hiefür den Geldbetrag von 12–16 fl. jährlich bezahlen und versehen sich dagegen mit Brennmaterial mittelst Lese- und Stockholzes, das sie unentgeldlich in den Gemeindewaldungen holen dürfen. Außer den Holzgaben an die Bürger und dem Bedarf von etwa 125 Klafter Brennholz für Rathhaus, Schulen etc. gewähren die Waldungen, nach Abzug der Cultur- und Beaufsichtigungskosten, der Gemeindekasse jährlich noch eine reine Rente von 12–15.000 fl. Die Nebennutzungen bestehen in Weide, Waldstreu u. Gras; in der Gewinnung von Sand, Mergel, Erz, Schwerspath, Harz etc. etc.

Die im Jahr 1847 ausgereuteten 83 Morgen Gemeindewaldungen, welche an die Feldmarkung grenzten, wurden an die Bürger verkauft und von diesen in Feld umgewandelt, wodurch namentlich den Unbemittelten ein kleiner Vortheil erwachsen ist, indem sie ihre Theilchen auf Credit erhielten.

Unter dem Vermögen der Stiftungspflege (s. Tab. III.) befinden sich etwa 3000 fl., deren jährliche Zinsen zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet werden; von diesen Armenstiftungen verdienen jene

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)