Seite:OAB Freudenstadt 154.png

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selbst, genießt man eine sehr freundliche Aussicht in das Christophsthal. Will man sich weiter ergehen, so gewährt eine Partie nach dem 13/4 Stunden entlegenen Bad Rippoldsau viele Annehmlichkeiten.

Auf dem 1/2 Stunde südlich der Stadt gelegenen Schöllkopf, einer rings mit Wald umgebenen, gegenwärtig meist als Weide benützten freien Fläche, stand früher eine Glashütte, die schon 1477 vorkommt; später trat an die Stelle derselben ein Bauernhof (Schöllkopfhof), dessen Eigenthümer in kirchlicher Beziehung der Pfarrei Schömberg zugetheilt waren, der sie auch den Zehenten und überdieß von jedem gefallenen Kalbe den sog. Kälberpfennig (1 Pfennig), von jedem Füllen den Füllenpfennig (3 Pfennige), den Gartenpfennig etc. zu entrichten hatten. Die letzten Besitzer des Hofs, welche ihn im Jahr 1565 noch inne hatten, hießen Zinser; von diesen kam das 82 Morgen und 11/2 Viertel große Schöllkopfgut an die Landesherrschaft und wurde unter der Regierung des Herzogs Johann Friedrich im J. 1610 mit allen Gerechtigkeiten und Lasten an die Gemeinde Freudenstadt um 1200 fl. verkauft. Mit diesem Verkauf kam der Hof, welcher früher zu dem Amte Dornstetten gehörte, in den Verband von Freudenstadt. Bei einem Einfall der Franzosen wurde derselbe zerstört und nicht wieder aufgebaut. Vor Zeiten wurde auf dem Schöllkopf Eisen abgebaut und gegenwärtig gewinnt man noch zuweilen Schwerspath daselbst. Ein verfallener Schacht, das sogenannte Steckenloch, hat seine Benennung von einem Forstbeiknecht Steck, der nächtlicher Weile im Jahr 1792 hier ermordet und in diesen alten Schacht geworfen wurde, in welchem man ihn erst 4 Tage nach der That auffand.


Geschichte der Stadt.

Noch gegen das Ende des 16. Jahrhunderts war da, wo jetzt Freudenstadt steht, ein dichter Tannenwald, von welchem Herzog Friedrich I. 2500 Morgen ausrotten ließ, um Raum für eine Stadt und die nöthigen Grundstücke für ihre Bewohner zu erhalten. Den Anlaß zur Gründung dieser Stadt, welche unfern des Kniebispasses auf der Grenze Württembergs gleichsam den Schlüssel zu diesem Lande von der Seite von Straßburg bildet, gab die Aufnahme der Protestanten, welche durch den Erzherzog Ferdinand aus Österreich, Kärnthen und Steiermark vertrieben wurden, um so mehr, als sich unter diesen Flüchtlingen viele tüchtige Bergleute befanden, welche der Herzog bei dem von ihm neu eröffneten Bergbau im Vorbachthale zu gebrauchen beschloß. Der Bauplan wurde unter seiner eigenen Leitung entworfen. Die Stadt sollte in lagerähnlichem Aufbau ein Viereck

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_154.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)