Seite:OAB Freudenstadt 158.png

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welches ursprünglich ein von Herzog Christoph erbautes Jagdschloß (das Bärenschloß genannt) gewesen seyn soll. Vor Zeiten befand sich hier ein Asyl (Freistätte), in welchem Verbrecher und Bedrängte 48 Stunden Sicherheit fanden. Der Hof, dessen Güter größtentheils mit einer Mauer umfriedigt waren, besaß mehrere Rechte und Gerechtigkeiten; so durften z. B. die Besitzer bis zum Jahr 1808 nur 2 fl. Steuern und 45 kr. sog. Urbar-, Leih- und Losungszins in die Kellerei Freudenstadt bezahlen; dagegen hatten sie die Verbindlichkeit, fortwährend 2–3 Pferde zu halten und dieselben von dem Bergwerk zum Beistand und wozu man sonst ihrer vonnöthen haben wird, um billigen Lohn gebrauchen zu lassen. Im Jahr 1678 ist dieses Gut um 2200 fl. an Adam Ehmann verkauft worden.

Außer den Beamten und Mühlebesitzern sind die Bewohner meist Laboranten und Arbeiter, welche sich ihr Auskommen durch Lohnarbeiten sichern; zu Unterstützung der Wittwen und Waisen besteht eine Hilfskasse, welche gegenwärtig einen Fonds von etwa 12.000 fl. hat. Die schulpflichtigen Kinder von Christophsthal besuchen die Schule in Freudenstadt.

Die Christophs-Thal früher eingeräumten Rechte und Privilegien wurden im Jahr 1609 auf die Stadt übertragen, und derselben unter andern auch die Verbindlichkeit auferlegt, jedem Bergknappen und Laboranten aus dem Thale das Bürgerrecht um einen Dukaten zu ertheilen. Wie denn auch in neuerer Zeit, als den Laboranten in Christophs- und Friedrichsthal (s. Baiersbronn) zur Pflicht gemacht wurde, sich ein Bürgerrecht zu erwerben, nach einem zwischen den Vorstehern der beiden Werke und dem Gemeinderath zu Freudenstadt unterm 9. Nov. 1826 abgeschlossenen Vertrag die Laboranten nebst ihren Angehörigen um jenen Preis das Bürgerrecht hier erhalten haben.

In alter Zeit führte das Thal den allgemeinen Namen: „Vorbach im großen Schwarzwald bei Dornstetten“ (wohin es ursprünglich eingepfarrt war). Der Name St. Christophsthal kam unter Herzog Christoph auf, als dieser Herzog den Bau der Bergwerke belebte.

Die Geschichte der ersten Ansiedlungen in dem Christophsthale (Forbach-Thale) liegt im Dunkeln der Vorzeit; übrigens muß diese Gegend schon sehr frühe bewohnt gewesen seyn, indem man sowohl in dem Christophsthale als auch in dem Friedrichsthale (s. unten) auf Grundmauern von Gebäuden und Glashütten stößt, deren Gründung über die Zeit hinauf geht, von der noch Urkunden vorhanden sind. Im Jahr 1267 wird zuerst der Bergwerke in Vorbach urkundlich gedacht (s. hier den allgemeinen Theil über die Geschichte des Bergbaus im Oberamtsbezirk). Herzog Friedrich I. gab dem

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_158.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)