Seite:OAB Freudenstadt 164.png

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Reise über diese Gegend ist dann nicht selten beschwerlich und gefährlich, was wohl zur Gründung des Klosters Anlaß gegeben haben mag, um hier den Reisenden eine Zuflucht und Herberge darzubieten. Auch in neuerer Zeit (1835) hat ein Bürger, Anton Beiser, von dem nahe gelegenen badischen Städtchen Oppenau, dessen Markung sich bis auf die Höhe des Kniebis erstreckt, eine kleine Wirthschaft unfern der Schwedenschanze erbaut, und ihr den Namen „Zuflucht“ beigelegt. Er durchstreifte in den Winterabenden die Gegend und hat 1837 vier Menschenleben gerettet, wofür ihm von Seiten der beiden Landesherrschaften Württemberg und Baden huldvolle Belohnungen zu Theil wurden.

Der über den Kniebis seit alten Zeiten führende Paß (s. hierüber den Abschnitt röm. Alterthümer) wurde neuerdings sehr verbessert, namentlich in den Jahren 1833–35 eine neue Kunststraße von Freudenstadt auf den Kniebis bis in die Nähe der Roßbühlschanze (Schwabenschanze, Röschenschanze) angelegt, der Baden durch einen Neubau von Oppenau aus entgegen kam, so daß jetzt eine bequeme Verbindung der Gegenden diesseits und jenseits des Schwarzwaldes hergestellt ist. Von der Hauptstraße gehen auf der Höhe des Kniebis mehrere Straßen ab, und zwar 1) an dem Gasthaus zum Lamm die Straße nach Rippoldsau und Schappach etc.; 2) bei der Alexandersschanze eine Straße nach Griesbach, Petersthal etc. und 3) zwischen der Alexandersschanze und der Roßbühlschanze eine Vicinalstraße in das Baiersbronner Mittelthal.

Die Gegend auf dem Rücken des Kniebis ist kahl, öde und macht auf den Wanderer, der aus der fruchtbaren, malerischen Rheinebene, oder aus den üppigen Waldungen der Ostseite des Schwarzwaldes dieselbe betritt, einen seltsamen Eindruck. Eine dichte Moosdecke, aus der viele regellos herumliegende, zum Theil sehr große Sandsteinfelsen hervorragen, überzieht den moorgründigen, stets nassen Waldboden, der hier nur noch geringwüchsige Holzarten (vorherrschend Fichten) und häufig die Legforche (Pinus montana) nährt, welche vielfältig gekrümmt, mit den Stämmen auf dem Boden liegend, ihre mit dunklen, buschigen Nadeln besetzten Zweige in die Höhe richtet. In Folge der hier auftretenden Sümpfe und Moorgründe, fehlt es auf dem obern Kniebis an gutem Trinkwasser; das


    man ihn mit keinem Spieß ergründen konnte und die Straße für Wagen und Wanderer über des Zollers Haus weggieng (s. das älteste Kirchenregister der Pfarrei Neuneck).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)