Seite:OAB Freudenstadt 174.png

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rauhe, heftige Winde, kalte Nebel, Frühlingsfröste, Reifen, sehr beträchtliche Schnee- und Regenfälle sind häufig; dagegen gehört Hagelschlag zu den Seltenheiten, da der hohe Gebirgsrücken von der Hornisgrinde bis zum Kniebis eine Wetterscheide bildet.

Der Boden besteht aus Verwitterungen, meist des bunten Sandsteins, auch, jedoch nur in einzelnen tiefer eingeschnittenen Thälern, des Todtliegenden, des Granits und des Gneiß; der für die Landwirthschaft benützte Boden darf im Allgemeinen ein magerer, minder ergiebiger, düngerbedürftiger genannt werden; auf den Höhen und an einzelnen Stellen in den Thalebenen lagert Torf und Moorgrund. Gutes, gesundes Trinkwasser findet sich an allen Orten des Gemeindebezirks, mit Ausnahme des oberen Kniebis, in hinreichender Menge.

Die Einwohner des Gemeindebezirks sind in Folge des rauhen Klimas und des häufigen Aufenthalts im Freien, namentlich in den Waldungen, abgehärtet und trotzen jeder körperlichen Anstrengung; bei einer gewissen Derbheit verbinden sie mit großem Fleiß viele Einfachheit in ihrer Lebensweise und begnügen sich mit rauher, kärglicher Kost. Ihre ökonomischen Verhältnisse sind im Allgemeinen nicht günstig; im Einzelnen beträgt der größte Güterbesitz (die Gebrüder Böhringer in Buhlbach) 78 Morgen Felder, der gewöhnliche nur 1–6 Morgen; sehr viele haben gar kein Grundeigenthum. Nahrungsquellen bestehen in Feldbau, der übrigens eine ziemlich untergeordnete Rolle spielt, und Viehzucht, hauptsächlich aber in Arbeiten in den Waldungen, im Kohlenbrennen, Harz-, Beeren- und Kräutersammeln; auch bringt das Fuhrwerken mit Holz und Kohlen manchen Verdienst; deßgleichen das Sammeln von Heidel- und Himbeeren, aus welchen geistige Getränke bereitet werden (Über die Gewerbe s. die Beschreibung der einzelnen Parzellen).

Die Landwirthschaft wird ohne Flurzwang betrieben; die Bespannung des Pflugs geschieht mit 4 Stück Vieh, viele Felder werden übrigens nur mit der Hacke bearbeitet. Von Cerealien werden hauptsächlich Hafer, Roggen und nur wenig Gerste gebaut, überdieß kommen Kartoffeln, in neuerer Zeit ziemlich viel Erbsen, Kohlraben, Blätterkohl, etwas Futterkräuter und nur wenig Reps (Dotterreps) zum Anbau; in rauheren Gegenden des Gemeindebezirks, wie auf dem Kniebis (s. die Ortsbeschr. von Freudenstadt), im Oberthal und in der Schönmünz, gedeiht hauptsächlich nur noch der Hafer und Roggen, jedoch nur in günstigern Jahrgängen, während in ungünstigen auch diese Getreidearten nur ganz geringen Ertrag liefern. Man säet im Durchschnitt 6–8 Simri Hafer und 3–4 Simri Roggen; die Ernte beträgt etwa das 3–4fache der Aussaat. Die Preise

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)