Seite:OAB Freudenstadt 189.png

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Bürger hatten, ab, so daß sie noch 8136 Morgen Wald besitzt. Die Waldungen, welche gegenwärtig viele junge Bestände enthalten, werden von einem besonders aufgestellten Gemeindeförster bewirthschaftet und von 5 Gemeindewaldschützen überwacht; sie ertragen jährlich 4400 Klafter, von denen jeder Bürger 4 Klafter erhält und der Rest um etwa 12.000 fl. verkauft wird. Diese bedeutenden Einnahmen, von denen übrigens ein namhafter Theil auf die Unterhaltung der ausgedehnten Straßen verwendet werden müssen, machen es der Gemeinde möglich, ihre in großer Anzahl vorhandenen Armen zu unterstützen; wie denn dieselbe im Jahr 1853–54 zur Armenunterstützung 8000 fl. und überdieß für Auswanderungen, welche von Gemeinde wegen eingeleitet wurden, 16.000 fl. aufgewendet hat. Besondere Armenstiftungen sind nur wenige vorhanden. (Vergl. über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt Tab. III.)

Das Patronat der Kirche besitzt die Landesherrschaft, welche auch den Pfarrer besoldet.

Dem Geschichtlichen vorgängig sind noch einige örtliche Merkwürdigkeiten dieses Gemeindebezirks zu erwähnen.

Auf der 1/2 Stunde nordwestlich von Baiersbronn gelegenen, äußersten Spitze des schmalen, hohen Gebirgsrückens (Rinkenberg, Häslerkopf), der sich zwischen dem Murg- und dem Thonbachthale hinzieht, sieht man noch die Reste einer uralten Befestigung, die sog. Rinkenmauer, welche ein länglichtes Viereck bildet, das gegen Westen einen Eingang hat. Die zum Theil noch 3–4′ hohen Mauern sind aus nicht behauenen, passend ausgesuchten Fündlingen, ohne allen Mörtelverband aufgeführt und zeugen von hohem Alterthume.

Im Baiersbronner Oberthale, etwa 11/2 Stunden südwestlich von Baiersbronn, unfern des Weilers „Schloß“, in einer wilden Waldschlucht, auf einem würfelförmigen, von allen Seiten senkrechten Sandsteinfelsen, der sichtlich aus seiner ursprünglichen Lagerstätte gewichen und in einer großartigen Katastrophe der Urzeit hieher geworfen worden zu seyn scheint, liegen die letzten Reste der Burg Tannenberg (vergl. oben), aus 10′ hohen und 6′ dicken, ein Viereck bildenden Mauern bestehend, die nach ihrer Ausdehnung von einem Thurme herrühren, der die Burg bildete, indem zu weitern Gebäuden kein Raum vorhanden ist. Um den Felsen zieht ein Graben, und früher soll in demselben die Öffnung eines nun verschütteten, gewölbten Ganges sichtbar gewesen seyn, durch den die Bewohner der Burg (Bergfried) in dieselbe gelangen konnten; ohne diesen wäre sie nur mittelst Leitern zugänglich gewesen.

Der wilde See in der Schönmüntz.
Der wilde See in der Schönmüntz.

Zunächst (nördlich) am wilden See (vergl. die beigefügte Ansicht

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)