Seite:OAB Freudenstadt 194.png

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mähen und für Streu benützen, die aber, wenn man die Zeit und Mühe zur Gewinnung von Nadelstreu nicht scheuen würde, wohl mit gutem Erfolg in Wald umgewandelt werden könnten. Außer den gewöhnlichen Handwerkern sind mit Einschluß der Post 3 Schildwirthschaften und 2 Brauereien vorhanden.

Die ziemlich große, von Nordost gegen Südwest über drei Stunden in die Länge gezogene Markung ist mit Ausnahme des in sie eingreifenden Nagoldthales und einigen Nebenthälern desselben, wie den Anfängen des Enzthales ziemlich eben und bildet ein flachwelliges Hochland, dessen Boden, durchgängig aus den Verwitterungen des bunten Sandsteins bestehend, ein düngerbedürftiger, leichter Sandboden genannt werden darf, der in nassen Jahrgängen mehr Ertrag liefert als in trockenen.

Das Klima ist wegen der hohen, freien Lage rauh und kalt, so daß Obstbäume nicht mehr gedeihen. Hagelschlag kommt sehr selten vor.

Die Landwirthschaft, welche so gut als es die natürlichen Verhältnisse erlauben, getrieben wird, beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Anbau von Roggen, Hafer und Kartoffeln; mit Dinkelbau werden zuweilen Versuche gemacht, die übrigens nicht die gewünschten Erfolge liefern. Überdieß zieht man ziemlich viel Flachs, Hanf, Kraut, Blätterkohl, Rüben etc., und nur wenig Dotterreps. Die Wechselwirthschaft ist allgemein und zu dem Dünger wird Waldstreu und Sägmehl benützt; auch ist das Motten (Rasenbrennen) für Kraut und Rüben noch im Gebrauch, während man es für den Getreidebau nachtheilig findet. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens wird zu 3 Scheffel Roggen und bei dem Hafer zu 3–4 Scheffel angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens Acker, welche früher auf 200–300 fl. standen, sind in neuerer Zeit auf 60–70 fl. heruntergesunken; die geringsten Äcker zahlt man mit 15 fl. per Morgen. Getreide wird sehr viel von Außen gekauft.

Der sehr ausgedehnte Wiesenbau, dem etwa zur Hälfte Wässerung zukommt und der durchgängig zwei Schnitte erlaubt, liefert ein mittelmäßiges Futter und zwar per Morgen 20 Ctr. Heu und 8 Ctr. Öhmd. Die Preise eines Morgens bewegen sich von 150 bis 400 fl. Futter wird wegen des bedeutenden Viehstandes keines nach Außen verkauft.

Der Rindviehstand wird durch 2 Farren, welche ein Bürger mit Unterstützung der Gemeinde hält, nachgezüchtet. Viehaustrieb in die Waldungen findet noch statt. Der Handel mit Vieh ist unbeträchtlich. Schafzucht besteht nicht, dagegen werden ziemlich viele Ziegen gehalten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_194.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)