Seite:OAB Freudenstadt 198.png

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(Kuen, Collectio 2 b, 71.; wofern die dortige ecclesia inferior Nagolt sicher hieher zu beziehen ist).


Böffingen,
Gemeinde III. Kl. mit 164 Einw., wor. 8 Kath. – Pfarrfilial von Neuneck; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


Das nicht große, meist aus ansehnlichen Bauernwohnungen bestehende, mit Obstbäumen umgebene Dorf, liegt angenehm und geschützt, ziemlich hoch über der Glatt auf der untern Terrasse der linken Gehänge gegen das enge Glatt-Thal. Von der 21/2 Stunden nordwestlich gelegenen Oberamtsstadt führt die Vicinalstraße nach Sulz durch den Ort und überdieß ist noch eine Vicinalstraße nach dem 1/2 Stunde südlich gelegenen Mutterort angelegt.

Am östlichen Ende des Orts liegt ziemlich erhöht die kleine, im Jahr 1842 gründlich erneuerte Kirche, deren Langhaus von gewöhnlicher Bauart ist, während sich an dem aus früherer Periode stammenden, dreiseitig schließenden Chor noch germanische Fenster erhalten haben. Statt des Thurms steht auf dem Gebäude ein hölzerner sog. Dachreiter. In der Kirche, deren Unterhaltung der Gemeinde obliegt, werden nur Taufen, Hochzeiten, Leichenreden und den Sommer über alle 3 Wochen Kinderlehre gehalten. Der Begräbnißplatz wurde im Jahr 1842 zunächst der Kirche neu angelegt; bis zu dieser Zeit mußten die Verstorbenen in Ober-Iflingen beerdigt werden.

Das Schulhaus mit Lehrerwohnung und den Gelassen für den Gemeinderath wurde im Jahr 1836–37 neu erbaut.

Der Ort hat 5 laufende Brunnen, welche das ganze Jahr hindurch gutes Trinkwasser in Fülle liefern; überdieß befinden sich auf der Markung mehrere Quellen, von denen der Schutzbrunnen und die Quelle am Bellenstein die bedeutendsten sind.

Die Einwohner, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht bestehen, sind fleißige, wohlbemittelte Leute, die sich des seltenen Rufs erfreuen, daß seit Menschengedenken unter ihnen kein Gantverfahren eingeleitet werden durfte. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 90–100 Morgen, der mittlere 60 Morgen und der geringste 25–30 Morgen; überdieß besitzen die meisten Bauern eigene Waldungen, die jedoch auf den Markungen Glatten und Lombach liegen.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl ziemlich große Markung hat, mit Ausnahme des tief eingeschnittenen Glatt-Thales, eine ebene Lage auf der nordöstlich vom Ort befindlichen Hochfläche.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)