Seite:OAB Freudenstadt 216.png

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hat durchschnittlich einen mittelfruchtbaren Boden, der größtentheils kalkhaltig (Verwitterung des Hauptmuschelkalks) ist; an einzelnen tieferen, den Thalebenen nahe gelegenen Stellen tritt ein leichter, düngerbedürftiger Sandboden (Verwitterung des bunten Sandsteins) auf und im nördlichen Theile der Markung machen sich die ziemlich unfruchtbaren Verwitterungen des Wellenmergels und Wellendolomits geltend. Das Klima, obgleich milder als in Freudenstadt, ist dennoch rauh, so daß Frühlingsfröste nicht selten den Gartengewächsen und den Obstbäumen schaden; hauptsächlich ist aber die Gegend den Winden ausgesetzt, die zuweilen an Obst- und Waldbäumen großen Schaden anrichten; so hat z. B. im Jahr 1853 ein orkanartiger Sturm in den Gemeindewaldungen gegen 2000 Klafter Holz umgeworfen. Auf der Markung sind mehrere Muschelkalksteinbrüche angelegt, die gutes Straßenmaterial liefern und eine Lehmgrube am Martinsbühl versieht die Ziegelhütte mit dem nöthigen Material.

Bei mäßiger Gütervertheilung – der größte Besitz in Einer Hand ist 40–45 Morgen, der gewöhnliche 6–12 Morgen – wird die Landwirthschaft, mit wenigen Ausnahmen im Dreifeldersystem, gut und emsig betrieben; verbesserte Ackergeräthschaften haben Eingang gefunden und die Düngerstätten sind ziemlich gut angelegt. Zur Besserung des Bodens werden außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln Hallerde, Asche und etwas Compost angewendet. Von Cerealien baut man vorzugsweise Dinkel und Hafer, weniger Gerste und sehr wenig Weizen und Roggen. In der zur Hälfte angeblümten Brache zieht man Kartoffeln, Futterkräuter, Gerste, Erbsen und nur wenig Reps; Hanf, Flachs, Kraut etc. kommt in eigenen Ländern zum Anbau. Bei einer Aussaat von 10 Simri Dinkel, 6 Simri Hafer, 4 Simri Gerste, 4 Simri Roggen und 4 Simri Weizen wird der durchschnittliche Ertrag eines Morgens zu 7 Scheffel Dinkel, 5 Scheffel Hafer, 5 Scheffel Gerste, 3 Scheffel Roggen und 3–4 Scheffel Weizen angegeben. Die Preise eines Morgen Ackers betragen in den besten Lagen 400 fl., in den mittleren 150 fl. und in den geringsten 15–20 fl. Hafer wird viel nach Außen abgesetzt, dagegen werden andere Früchte, namentlich Dinkel eingeführt.

Der Wiesenbau ist sehr beträchtlich und liefert gutes Futter; die zweimähdigen, theilweise dreimähdigen Wiesen, von denen 2/3 Wässerung erhalten, liefern per Morgen durchschnittlich 30 Ctr. Heu und 15 Ctr. Öhmd; ihre Preise bewegen sich von 60–300 fl. per Mrgn. Futter wird viel nach Außen verkauft.

Die Obstzucht, hauptsächlich in späten Mostsorten und viel Zwetschgen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_216.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)