Seite:OAB Freudenstadt 228.png

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Glatt genannt) neu erbaut; es liegt frei und angenehm mit freundlicher Aussicht über das Dorf und in das Glatt-Thal.

Das ansehnliche Schulhaus, welches außer der Lehrerwohnung auch noch das Rathszimmer enthält, wurde im Jahr 1835 mit einem Aufwand von etwa 5000 fl. neu erbaut; an der Schule unterrichten ein Lehrer und ein Unterlehrer.

Ein Gemeinde-Backhaus und 2 öffentliche Waschhäuser sind vorhanden.

Der Ort hat 10 laufende Brunnen, welche ganz nahe an demselben gefaßt werden und das ganze Jahr hindurch reichlich Wasser liefern; auf der Markung sind mehrere beständig und periodisch fließende Quellen, von denen die im Bürgenthal die bedeutendste ist. Die Glatt fließt mitten durch den Ort und nimmt in demselben einen aus dem Bürgenthal kommenden Bach auf; etwa 1/8 Stunde oberhalb des Dorfs mündet der Mühlbach in die Glatt und nahe südlich vom Ort nimmt sie die Lauter auf. Die Glatt tritt öfters stark aus und droht den tiefer gelegenen Theilen des Orts Gefahr; so fiel z. B. im Jahr 1778 den 7. Juli zwischen Hallwangen und Aach ein Wolkenbruch, der die Glatt in ganz kurzer Zeit so sehr anschwellte, daß sie gegen 16′ hoch in den Ort eindrang und ein Haus, eine Reib- und Lohmühle, wie die Brücke gänzlich zerstörte, während mehrere Gebäude, namentlich die Mühlen bedeutend beschädigt wurden. Nebenbei waren 5 Menschenleben zu beklagen. Auch im Jahr 1824 den 29. und 30. October wurde Glatten von einer großen Überschwemmung heimgesucht, die an Häusern, Brücken, Gärten u. s. w. bedeutenden Schaden anrichtete. Das Fischrecht in der Glatt, welche Forellen und Aschen beherbergt, sowie in den übrigen Gewässern auf der Markung, hat theils der Staat, theils die Gemeinde.

Die Einwohner gehören nicht zu den wohlgestalteten, man trifft nicht selten Kropftragende, zuweilen Kretinenartige, die an den Gehör- und Sprachorganen mehr oder minder leiden; welche Übel jedoch in neuerer Zeit sich vermindert haben. Die Vermögensumstände der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen. Der größte Güterbesitz beträgt 80 Morgen, der allgemeinste 30 Morgen, einzelne besitzen nur 2–3 Morgen; übrigens sind jedem Bürger 11/2–3 Morgen Allmanden zugewiesen. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht.

Von Gewerben sind zu nennen ein Kaufmann, 4 Mühlen je mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, 2 Ölmühlen, eine Sägmühle, eine Hanfreibe, eine Loh- und eine Walkmühle; einzelne Einwohner

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_228.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)