Seite:OAB Freudenstadt 245.png

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die Gemeinde, deren Eigenthum die Kirche ist. Unfern der Kirche an der breiten Ortsstraße steht das 1810 neu erbaute und im Jahr 1844 namhaft verbesserte Schulhaus, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers und die Gelasse für den Gemeinderath befinden. Eine Industrieschule ist vorhanden.

Das Trinkwasser wird aus Ziehbrunnen bezogen, die aber in trockenen Jahrgängen so sehr nachlassen, daß das Wasser in dem 1/4 Stunde entfernten Cresbach geholt werden muß; auf den Fall von Feuersgefahr sind 2 Wetten vorhanden und etwa 1/8 Stunde südwestlich vom Ort ist an der Landstraße ein Weiher angelegt, der für das Tränken des Viehs benützt wird.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner sind gerade nicht in glänzenden Vermögensumständen, aber sehr fleißige, rührige Leute, welche sich durch Feldbau, Viehzucht und Arbeiten in den Waldungen ihr einfaches Auskommen sichern.

Die Landwirthschaft, welche willkürlich und mit vollständigem Anbau der beinahe ebenen Feldmarkung betrieben wird, hat sich seit etwa 40 Jahren sehr gehoben und verbessert sich durch das gute Beispiel einzelner Ökonomen täglich mehr. Neben den deutschen Pflügen hat der Flanderpflug Eingang gefunden, und zur Besserung des durchgängig rothsandigen Bodens bringt man, außer dem gewöhnlichen Stalldünger, hauptsächlich Jauche, Gyps, Mergel, Hallerde, Compost, Asche u. s. w. in Anwendung. Zum Anbau kommen außer den gewöhnlichen Cerealien Futterkräuter (dreiblätteriger Klee, Luzerne und Esper), Erbsen, etwas Reps, Kraut, Flachs und Hanf; beide letzteren nur für das eigene Bedürfniß. Der durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 5–6 Scheffel Dinkel, 4–5 Scheffel Hafer, 1–2 Scheffel Roggen (wird wenig gebaut, da er nicht selten in der Blüthe erfriert), und 4–5 Scheffel Gerste. Die erzeugten Feldprodukte werden im Ort selbst verbraucht.

Der Wiesenbau ist auf der Markung selbst ganz unbeträchtlich, dagegen besitzen einige Ortsbürger Wiesen auf angrenzenden Markungen.

Die Rindviehzucht ist in gutem Stande und bildet eine besondere Erwerbsquelle, indem auch ein kleiner Handel mit Vieh getrieben wird; man züchtet vorzugsweise eine tüchtige Landrace, neben welcher auch Abkömmlinge von der Schweizerrace gehalten werden. Die Stallfütterung ist eingeführt und erst seit einigen Jahren wird nebenbei auch die Weide in den Staatswaldungen benützt. Die Haltung der Farren wird alle 3 Jahre unter bestimmten Bedingungen verpachtet. Die Zucht der Schweine wird stark betrieben und erlaubt

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_245.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)