Seite:OAB Freudenstadt 247.png

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und zu der Pfarrei Haiterbach, O.A. Nagold, gehört. Die im Allgemeinen ziemlich unbemittelten Einwohner suchen sich ihren Unterhalt, neben dem nicht ausgedehnten landwirthschaftlichen Betrieb, durch Taglohnen und Arbeiten in den Waldungen zu sichern.

Auf der kleinen, mittelfruchtbaren Feldmarkung baut man Dinkel, Roggen, Hafer, der gut gedeiht, Kartoffeln, wenig Futterkräuter, Flachs und Hanf; der Wiesenbau, wie auch die Obstzucht liefern nur mittelmäßigen Ertrag.

Nahe an der östlichen Markungsgrenze, übrigens schon auf der Markung Alt-Nuifra, befinden sich auf einem Bergrücken mehrere altgermanische Grabhügel, von denen früher einer geöffnet wurde, der Ringe von Bronce, Glasperlen, Skelettereste u. s. w. enthielt.


Heselbach,
Gemeinde III. Kl. Dorf mit 114 Einw., worunter 1 Kath. – Filial von Reichenbach; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


Auf einem schön gerundeten, wiesengrünen Vorhügel der rechten Gehänge des reizenden Murgthales liegt nicht ganz 1/4 Stunde nördlich von Reichenbach das freundliche, Wohlhäbigkeit verrathende Dorf, welches mit seinem weißgetünchten Kirchlein im Vorgrunde eine wirklich malerische Ansicht darbietet, und überdieß eine äußerst liebliche Aussicht in das Murgthal gestattet.

Die Erbauung der kleinen Kirche, welche im Jahr 1791 styllos erneuert und 1854 weiß getüncht wurde, fällt ohne allen Zweifel in die Zeit der Erbauung der Klosterkirche zu Reichenbach (1082–1086), von der sie von jeher Filialkirche war; der Veränderungen ungeachtet haben sich an derselben noch entschiedene Spuren ihrer ursprünglichen romanischen Bauweise erhalten, wie denn der südliche Eingang, dessen roh gearbeitete Lünette das Brustbild des Erlösers, mit aufgehobener Rechten und in der Linken das Kreuz haltend, darstellt.

Unter demselben sind 5 Medaillons angebracht, von denen das mittlere das Lamm Gottes (Agnus Dei), die übrigen die Attribute der 4 Evangelisten enthalten. Von dem einfachen Langhause führt ein rundbogiger (romanischer) Triumphbogen in das mit einem uralten Tonnengewölbe gedeckte, unterste Stockwerk des Thurms, das hier die Stelle des Chors vertritt. Der nicht hohe Thurm selbst ist viereckig, massiv und mit einem Zeltdache versehen; auf demselben hängen 2 Glocken, von denen die eine die 4 Evangelistennamen in sehr alten Majuskeln enthält, die andere, noch ältere, hat weder Schrift noch Zeichen und ist ohne Zweifel so alt als die ursprüngliche Kirche. Die Unterhaltung der Kirche bestreitet die Gemeinde.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_247.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)