Seite:OAB Freudenstadt 252.png

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Betrieb hier auf einer ziemlich hohen Stufe, wozu der umsichtige, im Jahr 1845 verstorbene Schultheiß Mast wesentlich beitrug; derselbe hat auf seinem Gute das Felderbrennen abgeschafft und die Stallfütterung eingeführt, wie auch auf die Benützung verbesserter Ackergeräthschaften hingewirkt. Zur Besserung des Bodens verwendet man neben dem gewöhnlichen Stalldünger, welcher hier aus Heiden, Tannenreis, Sägemehl und Stroh bereitet wird, viel Compost, Jauche und zuweilen Hallerde. Die sogenannte Hardt, eine ziemlich ausgedehnte, unter die Bürger vertheilte Heide, wird ausschließlich gemäht und zu Streu benützt.

Ganz geschlossene Güter sind nicht vorhanden, jedoch ist der größere Theil ziemlich arrondirt und das ausgedehnteste derselben mag etwa 80 Morgen betragen. Wenn gleich ein eigentliches Vereinödungssystem nicht statt findet, so stehen die meisten Gebäude doch in der Art, daß jeder Eigenthümer sein Feld in der Nähe hat und dasselbe beliebig, ohne seinen Nachbar zu belästigen, bebauen kann. In der sogenannten Koppel oder Wechselwirthschaft werden hauptsächlich Dinkel, Hafer, Roggen, dreiblättriger Klee, Hanf und Flachs gebaut. Als eigentliche Brache bleibt nichts liegen, indem die Güter entweder angebaut oder für den Graswuchs benützt werden. In günstigen Jahrgängen und auf guten Feldern erträgt ein Morgen Acker 8–9 Scheffel Dinkel, 3–4 Scheffel Roggen und 6–7 Scheffel Hafer; letzterer ist früher immer am besten gerathen, seit einigen Jahren aber stellte sich bei demselben eine besondere Krankheit ein, welche den Ertrag so vermindert, daß man öfters kaum die Saatfrucht wieder erhält. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 200 fl., die mittleren 100 fl. und die geringsten 50 fl. Die Felderzeugnisse werden im Ort verbraucht.

Die durchaus zweimähdigen, mit Wässerung versehenen Wiesen, sind ergiebig und liefern per Morgen 30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd; ihre Preise bewegen sich von 200–500 fl.

Die Obstzucht, welche sich ebenfalls durch die Bemühungen des Schultheißen Mast sehr gehoben hat, ist ausgedehnter, als in den Nachbarorten; man pflegt von Äpfeln hauptsächlich den Rambour, Constanzer, Luiken, Ledersüßling, Breitling, und an Birnen die Schnabels-, Wasser-, Frankfurter-, Schweizer-, Winter-Bergamot-, und die Wadelbirne; Steinobst wird mit Ausnahme weniger Kirschen und Pflaumen nicht gezogen. Eine Baumschule liefert nicht nur dem Ort selbst, sondern auch der Umgegend die nöthigen Jungstämme. Die Bäume leiden zur Blüthenzeit nicht selten durch Frühlingsfröste. Das Obst bleibt im Ort. Die Weiden werden für das Rindvieh

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_252.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)