Seite:OAB Freudenstadt 253.png

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nur noch zum Theil benützt, indem zum großen Theile die Stallfütterung eingeführt ist.

Der Rindviehstand ist gut und besteht aus einer tüchtigen Landrace, welche theilweise mit der Rigirace gekreuzt ist. Die Gutsbesitzer Ph. Mast und J. C. Keppler zeichnen sich durch Züchtung eines sehr schönen Viehstandes aus und halten eine reine Rigirace. Es wird viel Vieh gemästet und mit demselben ein einträglicher Handel nach Frankreich betrieben. Schweine werden als Ferkel auswärts gekauft und für den eigenen Bedarf gemästet. Die Zucht der Bienen wird in neuerer Zeit mit mehr Umsicht betrieben und läßt für die Zukunft gute Ergebnisse hoffen,.

Von Gewerben sind hauptsächlich zwei Holzhändler zu nennen, die Langholz theils aus bürgerlichen, nicht unbeträchtlichen Waldungen, theils aus Staatswaldungen beziehen und bis Mannheim verflößen. Überdieß wird von mehreren Bürgern ein namhafter Handel mit Schnittwaaren, welche auf der Achse weiter gebracht werden, getrieben. Auch besteht eine Schildwirthschaft im Ort.

Der Verkehr mit der Umgegend ist durch Vicinalstraßen nach Göttelfingen, Altensteig, Grömbach und Erzgrube hinreichend gesichert.

Zwei hölzerne Brücken führen über die Nagold, eine nach Grömbach, die andere nach Erzgrube und ein Steeg oberhalb Gutwöhr nach Pfalzgrafenweiler.

Das Fischrecht in der Forellen führenden Nagold gehört, so weit diese die Markung Schernbach berührt, dem Staat, der es jährlich um 16 fl. verpachtet hat.

Auf der Markung wurde früher einiger Bergbau auf Brauneisenstein betrieben, den man jedoch wegen nicht befriedigender Ausbeute wieder aufgab. Gegenwärtig benützt man zuweilen noch den in Gängen sich vorfindenden Schwerspath.

Die zur Gemeinde gehörige Schernbacher Sägmühle liegt im Nagold-Thale an der Vicinalstraße nach Grömbach; sie liefert viele Schnittwaaren, die weithin, namentlich in das Großherzogthum Baden ihren Absatz finden.

Die älteste Schreibung ist Schirmen (1228, erstmaliges bestimmtes Vorkommen des Ortes), Schermen (1249).

Lehensoberherrliche Rechte über einen Theil des Orts mochten ursprünglich dem Reiche gehören und von Kaiser Heinrich II. im Anfang des 12. Jahrh. an seine Lieblingsstiftung, das Bisthum Bamberg, welchem sie jedenfalls in der Mitte des 13. Jahrh. gehörten, gekommen seyn. Sonst war der Ort pfalzgräflich Tübingisch und wurde nebst benachbarten Dörfern durch den Pfalzgrafen Rudolf

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_253.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)