Seite:OAB Freudenstadt 277.png

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doch sollten die Gestorbenen, die Adelichen ausgenommen, nach Ober-Ifflingen begraben werden.

Die Reformation wurde noch vor der Ankunft an Württemberg durch die lutherische Gutsherrschaft eingeführt (Klaiber, Studien 1 a, 272).

Die Collatur zur Pfarrstelle hängt von den Regenten Württembergs ab.

In Folge der Drangsale des 30jährigen Kriegs, wodurch die Seelenzahl der Pfarrei von 451 auf 92 herabkam, wurde Neuneck 1640 ein Filial von Hopfau und noch 1640 von dem nähern Glatten, bis im J. 1658 wieder ein eigener Seelsorger hieher kam. Im Jahr 1635 starben die meisten Einwohner an der Pest.

In der Nacht vom 17–18. Juli 1796 schlug eine Abtheilung Franzosen zwei Lager, jedes 1/2 Stunde vom Dorf.


Ober-Iflingen,
Gemeinde III. Kl. mit 374 Einw., wor. 11 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


Der große, etwas in die Länge gebaute Ort liegt 3 Stunden südöstlich von Freudenstadt, auf der Hochfläche zwischen dem Glatt- und dem Diesener-Thale; ein Theil desselben lagert sich in einer schön ausgerundeten, einigen Schutz gewährenden Mulde, welche den Anfang eines Seitenthälchens des Diesener Thals bildet. Die mäßig auseinander gebauten, zwischen Obstgärten liegenden, beinahe durchgängig mit Ziegeln bedeckten Gebäude sind meist ansehnliche Bauernwohnungen mit anstoßenden Scheunen, welche die Wohlhäbigkeit ihrer Besitzer bekunden. Die Ortsstraßen sind reinlich gehalten und überdieß führen gut angelegte Vicinalstraßen nach Glatten, Schopfloch, Dettlingen, Dürrenmettstetten und Unter-Iflingen.

In der Mitte des Orts liegt innerhalb des großen, ummauerten Begräbnißplatzes die sehr ansehnliche, dem heiligen Michael geweihte Kirche, welche früher die Mutterkirche mehrerer Orte der Umgegend war. Das sehr alte Gebäude, welches noch Spuren seiner ursprünglichen romanischen Bauweise zeigt, wurde später in den germanischen Styl verändert, von dem sich die spitzen, mit germanischem Maaßwerk gefüllten Fenster am Langhaus und an den mit einem halben Achteck schließenden Chor größtentheils noch erhalten haben; letztere sind besonders schön und aus einer früheren Periode als die des Schiffs. Über dem südlichen, spitzen Eingange steht die Jahrszahl 1509, welche ohne Zweifel das Jahr der durchgreifenden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_277.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)