Seite:OAB Freudenstadt 282.png

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einen bedeutenden Gemeindeschaden um, wozu sie hauptsächlich durch die mit beträchtlichen Kosten verknüpfte Unterhaltung der Vicinalstraße nach Reichenbach genöthigt wird; außer dieser führt noch eine weitere kunstmäßig angelegte Straße nach Unter-Musbach.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl große Markung, welche übrigens über 2/3 mit Wald bestockt ist, liegt mit wenigen Ausnahmen eben und hat im Allgemeinen einen ziemlich fruchtbaren, übrigens schwer zu bebauenden Boden.

Ober-Musbach gehörte ursprünglich den Pfalzgrafen von Tübingen und gelangte von diesen an das Kloster Reichenbach, welches noch 1304 hier Rechte kaufte (Kuen, Collectio 2 b, 46).


Pfalzgrafenweiler,
Gemeinde II. Klasse mit 1446 Einw., worunter 3 Kath. a. Pfalzgrafenweiler, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1438 Einw. b. Zinsbach-Mühle, 8 Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Heiligenbronn, O.A. Horb, eingepfarrt.


Das marktberechtigte Pfarrdorf Pfalzgrafenweiler ist der Sitz eines Postamtes, eines Revierförsters und eines practicirenden Arztes; auch befindet sich daselbst eine Apotheke. Der sehr freundliche Ort, wohl das ansehnlichste Pfarrdorf des Bezirks, liegt 4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt auf der Hochfläche des Schwarzwaldes zwischen den Thälern der Waldach und des Zinsbachs. Außer der durch den Ort führenden Stuttgart-Freudenstadter Landstraße sind Vicinalstraßen nach Edelweiler und Altensteig angelegt; letztere wurde im Jahr 1853 von Altensteig über Spielberg bis an die Markungsgrenze von Pfalzgrafenweiler neu gebaut und dadurch die sehr steile Ganssteige bei Altensteig umgangen. Bei seiner hohen und freien Lage gewährt der Ort eine ausgebreitete Aussicht, welche sich namentlich auf dem nördlich vom Dorf gelegenen Bühl nicht nur über einen großen Theil des Schwarzwaldes, sondern auch an die Alp, von dem Dreifaltigkeitsberg bis zum Hohenstaufen, erstreckt.

Im Jahr 1798 den 24. April brach im Gasthaus zum Lamm Feuer aus, das in kurzer Zeit beinahe das ganze Dorf in Asche legte; 119 Gebäude, worunter 93 Wohngebäude und das Rathhaus wurden ein Raub der Flammen und nur das Pfarrhaus, die Schule, das alte Forsthaus und einige Privatgebäude (im Ganzen 17 Häuser) blieben verschont. Der Ort wurde hierauf ziemlich regelmäßig, mit breiten Straßen und mit einem ansehnlichen Marktplatze neu angelegt; die gewöhnlich an den Wetterseiten verschindelten Gebäude sind meist gut erbaut und lagern sich nahe beisammen an den wohl unterhaltenen, durchaus gekandelten Ortsstraßen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_282.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)