Seite:OAB Freudenstadt 283.png

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Die an dem nördlichen Ende des Orts gelegene, dem heiligen Jacob geweihte Pfarrkirche ist ursprünglich sehr alt, mit Ausnahme des Thurms wurde sie aber in späterer Zeit, namentlich im Jahr 1772, styllos verändert und größtentheils neu gebaut. Von der frühgermanischen Bauweise sind nur 2 mit Maßwerk gefüllte Spitzbogen erhalten, die bei dem Neubau der Kirche an der südlichen Seite des Langhauses eingemauert wurden. Der viereckige, massive, nicht hohe Thurm besteht aus 3 Stockwerken, von denen das untere einen spitzbogigen Durchgang hat, das oberste, mit einem Zeltdach gedeckte, enthält spitzbogige mit Maßwerk gefüllte Fenster; auf ihm hängen 3 Glocken, von denen die größte von Pantleon Sydler von Eßlingen im Jahr 1513 gegossen wurde; die mittlere, wohl die älteste, trägt weder Schrift noch Zeichen und die kleinste ist von Kurz in Reutlingen im Jahr 1835 gegossen worden. Das Innere der Kirche hat außer einem alten, im germanischen Geschmack gut geschnittenen Gestühlwerk nichts Bemerkenswerthes.

Der Begräbnißplatz, früher um die Kirche, ist seit dem Jahr 1830/31 an das nordwestliche Ende des Orts verlegt und mit einer Mauer umfangen; auf demselben werden auch die Verstorbenen von Vesperweiler, Edelweiler, Neu-Nuifra und Kälberbronn beerdigt.

Das in der Nähe der Kirche gelegene, gut erhaltene Pfarrhaus wurde im Jahr 1717 neu erbaut; zu demselben gehört eine Scheuer, ein Waschhaus und ein über 4 Morgen großer Obstgarten.

Statt des früheren mitten auf dem Marktplatz gelegenen Rathhauses (jetzt Apotheke) erkaufte die Gemeinde im Jahr 1840 um 4400 fl. den an der Nordseite des Marktplatzes stehenden Gasthof zum Hirsch und richtete denselben zum Schul- und Rathhaus ein; das Gebäude kam bis zu seiner völligen Herstellung auf etwa 10.000 fl. zu stehen und enthält außer den Raths- und Schulzimmern auch die Wohnungen für den Schulmeister, einen Unterlehrer und einen Lehrgehilfen, welche an der Schule angestellt sind.

Kirche, Begräbnißplatz, Pfarr- und Schulhaus gehören der Stiftungspflege zum heil. St. Jacob, welche den großen Zehnten im Jahr 1486 von dem Kloster Alpirsbach für 450 Gulden erkauft hat.

Außer einem im Jahr 1843 erbauten Gemeindebackhaus sind auch 2 öffentliche Waschhäuser und ein Armenhaus vorhanden. Ein der Amtskorporation gehöriger Beschälerstall wird seit einigen Jahren mit Hengsten nicht mehr besetzt, weil die Nachfrage nach denselben zu unbedeutend wurde.

Der Ort erhält sein gutes Trinkwasser aus einem, von der sogenannten Burg hergeleiteten zweiröhrigen Brunnen, aus einem Schöpfbrunnen,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_283.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)