Seite:OAB Freudenstadt 290.png

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Gurten theils von einfachen Säulen, theils von Säulenbündeln, einzelne auch von Consolen ausgehen und an den Kreuzungspunkten mit schön gearbeiteten Rosetten schließen. Von der Vorhalle führt ein ansehnlicher, einfacher Rundbogen, dessen hölzerne Thüre mit alten bronzenen Thürklopfern geziert ist, in die hohe, flach gedeckte Kirche, die übrigens ihre frühere Ausstattung (Altar, Chorstühle, Grabdenkmale) bei den vorgenommenen Restaurationen verloren hat (s. Hausleutner, Schwäb. Arch. II. Bd. S. 86). Nur in der Vorhalle ist die Grabplatte des Stifters des Klosters mit theilweise noch lesbarer Inschrift (nach Hausleutner): Anno domini … VII. Id. Aug. obiit Berno conversus. Anima ejus requiescat in pace vorhanden. Ferner enthält die Kirche noch den ursprünglichen, im romanischen Geschmack ausgeführten, 12eckigen, hohlen Taufstein. Von dem Langhaus führt ein runder Triumphbogen zwischen den beiden ursprünglichen, beinahe mit dem ganzen Leib in die Kirche hereinragenden Thürmen in den um 3 Stufen höher gelegten halbkreisförmigen Chorraum und von da eine Stufe aufwärts in die halbrunde Altarnische. Zu beiden Seiten des Chorraums befinden sich die Vorstöße (Anbaue), welche künstlich construirte Gewölbe enthalten, deren kantige Gurten an den Kreuzungspunkten schöne Rosetten zeigen; zu dem nördlichen Anbau führen Rundbögen, von prachtvollen Säulenbündeln ausgehend, während der südliche, von einer kunstreichen Säule unterstützte, zugemauert ist. An der Ecke der Altarnische steht ein im germanischen Styl gut ausgeführtes Tabernakel. Die beiden Kirchenglocken tragen die Jahrzahlen 1625 und 1652.

Ein ummauerter Begräbnißplatz lehnt sich an die nördliche Seite der Kirche.

Von dem eigentlichen Kloster ist nur der vordere an die südliche Seite der Kirche stoßende Theil noch vorhanden, welcher gänzlich verändert gegenwärtig die Wohnung des Revierförsters und im untern Stockwerk die geräumige Schule nebst den Wohngelassen des Lehrerpersonals enthält.

Außer der Volksschule. an welcher ein Lehrer und ein Lehrgehilfe unterrichten, besteht auch eine Industrieschule und seit 1833 eine Zeichnungsschule, an der der gegenwärtige Ortsvorstand Burkhart Unterricht ertheilt.

Das in der Nähe der Kirche angenehm gelegene Pfarrhaus, an dessen Vorderseite sich ein freundlicher Garten und Hofraum anlehnt, wird wie die Kirche und das Schulhaus von dem Staate unterhalten.

Den hinter der Kirche stehenden Fruchtkasten (früher Bind- und Schulhaus) hat der Staat im Jahr 1854 an Privaten verkauft; der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_290.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)