Seite:OAB Freudenstadt 294.png

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schickte der Abt im Mai 1082 3 Mönche und 5 Laienbrüder an den Ort; unter den letzteren befand sich Ernst, ein frommer Rheinländer aus Geisenheim, der sich ins Kloster Hirschau begeben hatte, und nun der eigentliche Begründer, „der zweite Vater“ der neuen Stiftung wurde. Denn da seine Genossen hier nichts als dichten Wald und öde Wildniß fanden und Anfangs in von Tannenreisern gebauten Hütten wohnen mußten, wären alle wieder abgezogen, hätte er nicht ihren Muth erfrischt und durch seine Ermahnungen sie bewogen, auszuharren; zugleich förderte er das Werk durch reichliche Geldbeiträge. Nach 3 Jahren stand das Kloster, dessen Kirche Bischof Gebhard von Constanz den 27. Sept. 1085 zu Ehren des hl. Gregorius einweihte, woher es, wiewohl auch der h. Remigius als Patron vorkommt, den Namen Gregoriuszell erhielt, der jedoch die alte Benennung Reichenbach nicht zu verdrängen vermochte.

In das Kloster kamen ein Prior, ein Subprior und 16 Conventualen; Bern selbst trat als Laienbruder ein und starb hier. Selbstständig aber wurde das Kloster nicht und blieb als Priorat dem Kloster Hirschau unterworfen (den 8. März 1095 bestätigt Pabst Urban II. diesem Kloster auch cellulam Sancti Gregorii, que dicitur Richinbach), dessen Abt oberster Verwalter und Aufseher war, den Prior ein- und absetzen durfte. Ein von Prior Theoger (Vita Theogeri in Pertz, Mon. 14, 451) gegründetes Nonnenkloster gieng bald wieder ein (Mack a. a. O. 38). Nächst Bern wurden namentlich der obengenannte Ernst und seine Schwestersöhne Ernst und Volrad Wohlthäter des Klosters, dem sie Güter im Rheinthal bei Worms und Geisenheim schenkten, welche aber bald für näher gelegene vertauscht wurden. Auch der Abt Wilhelm und sein Nachfolger Gebhard erwiesen sich freigebig gegen das Kloster und dieses erhielt gleich in den ersten Jahren seines Bestehens von verschiedenen Laien nicht nur den größten Theil der Wälder, Weiden und Feldgüter in seiner Nähe, sondern auch entferntere Besitzungen. Diese Freigebigkeit dauerte auch in spätern Zeiten noch fort, aber manches entferntere Gut gieng freilich auch wieder verloren, solche Güter verpachtete man daher häufig und kaufte von ihrem Ertrag neue Güter und Gülten.

Die Abhängigkeit von Hirschau wurde den Reichenbachern oft lästig und sie ließen es daher auch nicht an Versuchen fehlen, sich davon frei zu machen. Im Jahr 1332 entstand über die Priorswahl zwischen den Mönchen und dem Abt Wighard von Hirschau ein Streit, der Jahre lang fortdauerte und endlich so ernstlich wurde, daß der Abt 1354 den Prior Volmar absetzte und die widerspenstigen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_294.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)