Seite:OAB Freudenstadt 299.png

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die sich in sehr freundlichen, weit auseinander liegenden Gruppen in dem tief eingeschnittenen, romantischen Kinzigthale und auf den schön gerundeten Vorsprüngen der Thalgehänge in einer Ausdehnung von etwa 2 Stunden lagern. Die ländlichen, ganz im Styl der Schwarzwälder Wohnungen erbauten Bauernhäuser, vor denen häufig schönwüchsige Linden stehen, sind größtentheils sehr ansehnlich und zeugen von dem früheren, zum Theil noch vorhandenen Wohlstande der Einwohner.

Die Pfarrkirche, nebst dem Pfarr- und Schulhaus bilden im Verein mit einigen freundlichen Bauernwohnungen die malerischste Gruppe des Dorfs, welche sich an der linken Seite des Flüßchens beinahe in der Mitte, jedoch mehr im südlichen Theil des langgestreckten Dorfes befindet. Die Kirche hat noch einen dreiseitig schließenden Chor, dessen Fenster mit germanischem Maßwerk in den spitzen Bogentheilen geziert sind, dagegen ist das Langhaus verändert und modernisirt. Der aus 3 Stockwerken bestehende, mit einem Satteldach gedeckte Thurm enthält in dem untern Theile Schießscharten, während in dem dritten Stockwerke germanische, mit Maßwerk gefüllte Fenster angebracht sind. Von den auf dem Thurm befindlichen Glocken wurde die größere 1760 gegossen; die kleinere, sehr alte, trägt die vier Evangelistennamen. Über dem spitzbogigen, in die Kirche führenden Durchgang des Thurms ist ein Wappenschild mit 2 gekreuzten Schlüsseln angebracht. Im Jahr 1851 wurde die Kirche gründlich erneuert, das Innere erhielt eine neue, im germanischen Geschmack gefaßte Orgel; im gleichen Styl wurden die Emporenbrüstungen und die neuen Chorstühle ausgeführt. Die Bau- und Reparationskosten an Kirche und Thurm bestreitet die Stiftungspflege soweit sie nicht über 50 fl. sich belaufen, im andern Fall hat die Gemeindekasse in’s Mittel zu treten.

Der mit einer Mauer umfriedigte Gottesacker, auf dem jede Familie ihren eigenen Begräbnißplatz hat, liegt um die Kirche.

Das Pfarrhaus, an dessen Vorderseite eine schönwüchsige Linde steht, wurde im J. 1830/31 in einem modernen Styl massiv aus buntem Sandstein erbaut; es ist vom Staat zu unterhalten.

Das ansehnliche Schulhaus, in welchem sich auch die Gelasse für den Gemeinderath und die Schullehrerwohnung befinden, wurde im Jahr 1843 mit einem Gemeindeaufwand von 10.000 fl. neu erbaut.

Eine Menge laufender Brunnen liefern sehr gesundes Trinkwasser im Überfluß, auch fließt die kleine Kinzig, welche in dem Freudenstadter Gemeindewald Kasernenwald entspringt, an vielen Gebäuden des Orts vorbei. Das Flüßchen erhält auf der Markung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_299.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)