Seite:OAB Freudenstadt 306.png

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Die Obstzucht, welche sich mit späten Mostsorten, Zwetschgen und Kirschen beschäftigt, ist ziemlich ausgedehnt, liefert übrigens nur selten einen etwas erheblichen Ertrag.

Die Rindviehzucht (Landrace) ist in mittelmäßigem Zustande und wird mit einem Farren, den ein Bürger ohne Entschädigung hält, betrieben; der Handel mit Vieh ist von keinem Belang.

Außer den Privatwaldungen sind noch 57 Morgen schlecht bestockte, meist junge Waldungen vorhanden, deren Nutzung auf einzelnen Häusern ruht.

Die Gemeinde hat nicht nur kein Vermögen, sondern noch gegen 900 fl. Schulden. Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 385 fl.; eine Stiftung zur Unterstützung von unbemittelten Kranken mit 300 fl. ist erst kürzlich von der Schuler’schen Stiftung in Heilbronn überwiesen worden. (Vergl. übrigens Tab. III. über den Gemeinde- und Stiftungshaushalt.)

Auf der Terrasse westlich vom Ort stand die Burg der Herren von Rodt; an dieser Stelle, die beim Schlößle genannt wird, stößt man zuweilen noch auf Grundmauern und überdieß sind noch unbedeutende Reste des ehemaligen Burggrabens sichtbar. Ein vom Ort dahin führender, gepflasterter Weg heißt die Schloßgasse. Einige 100 Schritte östlich vom Ort liegt in einem unbedeutenden Wiesenthal der sog. Burgstall, ein mit einem Graben umfangenes Viereck, von dem eine Seite je 50 Schritte lang ist; früher umfaßte der Graben einen künstlich aufgeworfenen Hügel, der allmälig abgetragen wurde. Von dem Burgstall geht die Volkssage, man habe beabsichtigt, die abgegangene Burg wieder aufzubauen, aber jedesmal, nachdem das Holz zu dem Bau herbeigeschafft war, sey dasselbe über Nacht wieder weggetragen worden. Endlich habe ein Zimmermann sich erklärt, er müsse wissen, wohin das Holz komme, habe aufgelauert und sey dann den andern Tag todt auf einem tannenen Stock gefunden worden.

Auf der sog. Wacht nördlich von Rodt stand vermuthlich irgend ein Wachthurm oder Wachhaus.

Der Name des Ortes wird in Lagerbüchern Rod vorm Wald geschrieben und die Landleute sagen nur im Rod.

R. gehörte wahrscheinlich in früher Zeit den Pfalzgrafen von Tübingen und die Herren von Ehningen, welche den Ort besaßen, trugen ihn von denselben zu Lehen. Albrecht von Ehningen verkaufte Rodt im J. 1319 für 52 Pf. Heller an Volz und Johann von Neuneck. Von Wildhans von Neuneck erkaufte es den 7. Juli 1601 für 8500 fl. der Herzog Friedrich von Württemberg in der Absicht, der neugegründeten Freudenstadt einen Amtsort zu verschaffen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_306.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)