Seite:OAB Freudenstadt 338.png

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in einer Spitze ausläuft. Die Hochebene des Rückens wird größtentheils für die Landwirthschaft benützt, die Abhänge sind mit Wald bestockt.

Der im Allgemeinen ziemlich fruchtbare, übrigens sehr düngerbedürftige Boden, besteht aus der Verwitterung des thonigen bunten Sandsteins, dem eine günstige Beimengung von Lehm zukommt. Das Klima ist bedeutend milder als bei Freudenstadt und die Obstzucht, welche sich mit Mostsorten, Zwetschgen und Kirschen beschäftigt, gewährt nicht selten einen erheblichen Ertrag; auch werden viele Nußbäume, die hier freudig gedeihen und guten Ertrag liefern, gepflegt. Die Getreideernte tritt um nur 8 Tage später ein als im Gäu; Gewitterschaden ist selten.

Bei dem Feldbau ist die Wechselwirtschaft die übliche; es kommen von Getreide hauptsächlich Roggen, Hafer und erst in neuerer Zeit Dinkel zum Anbau, überdieß werden Kartoffeln, Futterkräuter (dreibl. Klee), Riesenmöhren, Erbsen, viele Rüben, Hanf und Flachs gebaut; letzterer geräth gerne. An Aussaat rechnet man auf den Morgen 6 Simri Winterroggen, 4 Simri Sommerroggen, 6–8 Simri Hafer und 11 Simri Dinkel und erhält einen durchschnittlichen Ertrag von 21/2–3 Scheffel Roggen, 5–6 Scheffel Hafer und 6 Scheffel Dinkel pr. Morgen. Die früher höher gestandenen Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 30–70 fl.; von den Wiesen kostet ein Morgen 400 fl. Das Getreideerzeugniß wird im Ort verbraucht und überdieß noch ziemlich viel Früchte von Außen gekauft. Die Wiesen sind sehr ergiebig und liegen mit wenigen Ausnahmen im Zinsbachthale, wo übrigens einzelne durch das Flößen zuweilen Schaden leiden; sie können durchgängig bewässert werden und liefern einen durchschnittlichen Ertrag von 35 Ctr. Heu und 16 Ctr. Öhmd pr. Mrg.

Der Rindviehstand (Landrace) ist im Verhältniß zu der Einwohnerzahl beträchtlich und wird durch einen Farren, den die Gemeinde einem Bürger in Verpflegung gibt, nachgezüchtet. Das Vieh wird auf die Herbstweide und junges Vieh in die Waldungen getrieben. Einiger Handel mit Vieh, wie etwas Viehmastung findet statt.

Die Schweinezucht hat ganz aufgehört, dagegen werden ziemlich viele Ferkel aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet.

Vicinalstraßen führen nach dem 1/4 Stunde nordwestlich gelegenen Mutterorte, nach Altensteig, nach Edelweiler und nach Pfalzgrafenweiler, wo der Weg in die Stuttgart-Freudenstadter Landstraße einführt.

Zu der Gemeinde gehören 2 am Zinsbach gelegene Sägmühlen (die Reesenmühle und die untere Sägmühle); sie liefern viele

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_338.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)