Seite:OAB Horb 040.png

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Den Menschenschlag betreffend, so trifft man unverkennbar die schönsten Leute auf der Hochebene über dem rechten Neckarufer in den Orten Nordstetten, Ahldorf, Felldorf, Bierlingen, Wachendorf und Wiesenstetten; unter diesen zeichnet sich insbesondere Nordstetten aus, welches die Elite von schön gewachsenen weiblichen Personen mit fein geformten Gesichtern aufweisen kann. Ein gesunder und kräftiger Menschenschlag findet sich auch in den sogenannten Gäuorten Eutingen, Rohrdorf, Weitingen, Baisingen und Vollmaringen, wogegen die sogenannten Waldorte, wie Altheim, Bittelbronn, Grünmettstetten und Salzstetten mehr Leute von zwar kräftigem, aber minder schönem, mehr gedrungenem Körperbau aufweisen können. Die Einwohner der im Neckarthal gelegenen Orte haben ein weniger gesundes, öfters sogar kränkliches und erdfahles Aussehen, wie denn auch unter ihnen hauptsächlich die Scropheln, Kropf und Kretinismus sich geltend machen.

Daß der Gesundheitszustand des Bezirks im allgemeinen ein guter ist, dürfte auch daraus hervorgehen, daß alljährlich Personen von hohem Alter sterben. So starb im Jahr 1861–1862 eine Frau im Alter von 91 und eine andere im Alter von 90 Jahren; im Jahr 1860–61 ein Mann im Alter von 94 und einer im Alter von 91 Jahren. Im Jahr 1859–80 starb eine Frau im Alter von 91 Jahren; im Jahr 1857–58 starb ein Mann im Alter von 94 Jahren; im Jahr 1854–55 starben sogar ein Mann und eine Frau je im Alter von 95 Jahren und eine weitere Frau im Alter von 92 Jahren. Dieses günstigen Umstandes geschieht Erwähnung in einer statistischen Zusammenstellung der Sterblichkeitsverhältnisse des Königreichs Württemberg im medicinischen Korrespondenzblatt, wo es heißt: „Horb gehört zu denjenigen Oberamtsbezirken des Landes, wo die Leute verhältnißmäßig das höchste Alter erreichen.“

Größere Epidemieen sind im Laufe des Jahrhunderts sehr viele im Bezirk vorgekommen. Im Jahr 1814 herrschte der Typhus in Gündringen, im Jahr 1820 in Eutingen und Weitingen; im Jahr 1825 das Scharlachfieber in Mühringen, Bildechingen und Felldorf; im Jahr 1826 der Keuchhusten in Wiesenstetten; im Jahr 1828 die Masern in Horb, Ahldorf, Rexingen und Salzstetten; im Jahr 1829 die Menschenpocken in Altheim und Sulzau; im Jahr 1836 die Ruhr in Lützenhardt und das Nervenfieber in Bierlingen; im Jahr 1837 die Pocken in Rexingen und Lützenhardt, ebenso im Jahr 1838 in Felldorf; in demselben Jahre herrschten die Masern

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_040.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)