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ist eine häufig vorkommende, während Epilepsie eine nur selten gesehene Krankheit ist.

Von Syphilis kommen meist nur die secundären Formen zur Beobachtung.

Geisteskrankheiten sind leider nicht selten im Bezirk, während der Säuferwahnsinn nur ausnahmsweise vorkommt, wobei bemerkt werden muß, daß die Leute dem Branntweingenuß sich weniger hingeben, während die Bierkonsumtion eine sehr starke ist.

Selbstmorde, meist durch Erhängen oder Ertränken herbeigeführt, sind nur mäßig häufig, im Jahre durchschnittlich zwischen 3 und 4.

Wechselfieber kommen nicht einmal in den Thalorten zum Vorschein; nur selten wird dasselbe von, den Sommer über, im Elsaß arbeitenden Maurern in den Bezirk eingeschleppt; dagegen sind Kropf und Kretinismus ziemlich häufig, besonders in den Thalorten, zu finden.

Die Krätze war hauptsächlich in den Jahren 1848–1853 sehr verbreitet, und mußte in Lützenhardt selbst auf Staatskosten behandelt werden. Gegenwärtig kommt sie jedoch nur noch isolirt vor.

Der Bandwurm kommt selten vor, dagegen sind Spuhl- und Madenwürmer bei Kindern und Erwachsenen häufig und bedingen letztere bei Kindern nicht selten den sogenannten Veitstanz.

Als chirurgische Krankheiten sind insbesondere die vielen Unterleibsbrüche, mehr der Leistengegend als des Nabels, hervorzuheben; dieselben sind meist Folgen des Tragens schwerer Lasten in dem bergigen Terrain. Ebenso trifft man bei vielen Leuten veraltete Fußgeschwüre von kleinerem und größerem Umfang.

Das geburtshilfliche Fach anlangend, so kommen Nachgeburts-Lösungen wie auch sonstige geburtshilfliche Operationen nicht besonders häufig vor, wogegen Frühgeburten nicht selten sind.

Krankheiten des Wochenbetts kommen in Folge von Erkältungen oder Diätfehlern ziemlich häufig vor; auch wurde schon zu verschiedenenmalen Kindbettwahnsinn, häufig mit tödtlichem Ausgang, beobachtet.

Der moralische Charakter der Bezirkseinwohner ist im allgemeinen gut; großer Fleiß, Sparsamkeit und kirchlicher Sinn wird sehr häufig getroffen. Die Vermögensumstände gehören zu den guten und Wohlstand herrscht namentlich in den sog. Gäuorten, unter denen sich Baisingen und Rohrdorf noch besonders auszeichnen. Minder bemittelt, theilweise unbemittelt sind die Einwohner der Orte Börstingen,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_043.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)