Seite:OAB Horb 045.png

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folgt das Hochzeitmahl mit Tafelmusik von vielen aus nah und fern hergekommenen Gästen besucht, die in froher Geselligkeit bis in die späte Nacht hinein zechen; zum Schluß wird das hochzeitliche Paar in die Wohnung und in das den Tag hindurch zur Schau ausgestellte, schön ausgestattete Brautbett begleitet. Auf diese Weise werden die Hochzeiten in Weitingen, und mit einigen Abänderungen auch in anderen Gäuorten begangen.

Bei Leichenbegängnissen werden von der Schuljugend vor dem Hause des Verstorbenen und während der Zug sich zum Gottesacker bewegt, wie auch während der Einsenkung des Sargs geistliche Lieder unter Anführung des Schulmeisters gesungen; in katholischen Orten wird Kreuz und Fahne dem Leichenzug voran getragen. In Weitingen wird bei Leichen von Jungfrauen der Sarg von acht Mädchen abwechselnd getragen; sie sind mit schwarzen gefältelten Röcken, bunten Spensern, weißen Schürzen bekleidet und tragen auf den fein gepuzten, wohlgezopften Köpfen Schappeln mit rothen Bändern. Voran wird Kreuz und Fahne getragen und ein Zugführer trägt die weiße Jungfraufahne und das rothe Ablaßfähnlein. Bei Leichen von Jünglingen wird der Sarg von ledigen Burschen getragen, die mit rothen Bändern um den Hut und den linken Vorderarm geschmückt sind; Kreuz und Fahne, wie auch die rothe Jünglingsfahne wird vorausgetragen. Auch die Veteranenleichen werden öfters mit Gesang, Musik, Bürgermilitärbegleitung, Gewehrfeuer und Veteranenzug feierlich abgehalten.

In Vollmaringen werden die Verstorbenen in ein Leintuch eingenäht.

Unter den Volksspielen ist das Kegelschieben noch am üblichsten; früher war der Hammel- und Hahnentanz in Ahldorf und einigen andern Orten eingeführt, der jetzt, wie auch das ehemals allgemeine Eierlesen, nahezu abgegangen ist. Der Gesang wird von den jungen Leuten mit großer Vorliebe getrieben und gepflegt.

Die anständige und gut kleidende Volkstracht weicht allmählig und ein geschmackloses Mittelding zwischen städtischer und bäuerlicher Tracht sucht sich geltend zu machen, was selbstverständlich in der Oberamtsstadt und dessen nächster Umgegend am stärksten hervortritt; indessen trifft man auch hier bei weiblichen Personen aus dem Bürger- und Bauernstande häufig noch die schwarze Radhaube von Chenillen, im übrigen sind sie halb städtisch gekleidet und tragen buntfarbige Spenser mit wattirten Puffärmeln. Die ledigen Mädchen haben anstatt der Haube häufig nur ein buntes Tuch über den Kopf

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_045.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)