Seite:OAB Horb 098.png

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an die alte Stadtmauer anzuschließen. Von dieser ehemaligen, sehr namhaften Befestigung hat sich, obgleich im Laufe der Zeit theilweise die Ummaurung abgegangen ist und mehrere an derselben gestandene Thürme fallen mußten, dennoch ein großer Theil noch erhalten, der dem Ort das echte Gepräge einer im Mittelalter wohl befestigten Stadt aufdrückt. Die Ansicht der Stadt, besonders von der Südseite, ist daher gegenwärtig noch eine malerische und mag früher eine wirklich schöne gewesen sein.

Die Stadt hatte neun Thore, von denen folgende noch vorhanden sind: 1. Das innere Ihlinger Thor in der Neckarstraße, über dessen spitzbogigem Durchgang sich ein massiver, viereckiger, an den Ecken mit Boßquadern erbauter Thurm, der Lucifersthurm genannt, erhebt. 2. Das Wasserthor, ein alter an den Ecken mit Buckelsteinen erbauter, viereckiger Thurm, durch den ein spitzbogiges Thor an den zunächst vorbeifließenden Neckar führt. An der gegen den Fluß gekehrten Thurmseite sind über dem Durchgang zwei Wappenschilde angebracht und über diesen befindet sich eine oblonge Vertiefung (Blendrahme), auf der von dem ursprünglichen Gemälde (Christus am Kreuze) nur noch der Kopf und die beiden Arme sichtbar sind. Bei diesem Thor befand sich eine Fuhrt über den Neckar, welche, für den Fall, daß die Brücken zeitenweise unbrauchbar waren, benützt wurde. 3. Das Gaisthor mit seinem Thorthurme am Ende der Froschgasse. 4. Das spitzbogige Schüttethor führt am westlichen Ende der Altstadt durch die Stadtmauer und sezte ehemals das Hohenberg’sche Schloß mit der Stadt in Verbindung.

Abgegangene Thore sind: das äußere Ihlinger Thor am westlichen Ende der Neckarstraße, das Bildechinger Thor am nördlichen Ende der Stadt an der Straße nach Bildechingen, das Altheimer Thor am westlichen Ende der Altheimer Vorstadt, das Nordstetter Thor, an der Neckarbrücke und das Mühlener Thor am östlichen Ende der Stadt an der Straße nach Mühlen; sämtliche Thore waren mit Thürmen versehen, von denen die des Bildechinger-, Altheimer- und Nordstetter-Thors im Jahr 1836 abgebrochen wurden, während der Thurm des Mühlener Thors schon früher abging; der sog. Pfenningthurm, unter welchem ein Thor in die Altstadt führte, stand bei dem Gasthaus zur Rose und ein weiteres Thor in der Neckarstraße am Fruchtkasten.

Außer den schon angeführten Thürmen stehen noch an der Stadtmauer, welche die nordwestliche Vorstadt umschließt, fünf theils erhaltene, theils ruinose Thürme und fünf Halbrondele; ein weiteres

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_098.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)