Seite:OAB Horb 102.png

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zweischiffig, indem das nördliche Seitenschiff, das vermuthlich abgebrochen wurde, fehlt. Das Hauptschiff deckt ein mit platten Schlußsteinen versehenes Netzgewölbe, dessen Gurten von verzierten Consolen und halbrunden Lisenen ausgehen, während die Gurten des mit Kreuzgewölben gedeckten Nebenschiffs von Fratzengesichtern getragen werden und die Schlußsteine Bildwerke enthalten. Den Chor decken ebenfalls Kreuzgewölbe, deren Schlußsteine mit Rosetten geziert sind. Im Chor steht ein alter, im gothischen Styl sehr kunstreich ausgeführter Hochaltar, der früher in der Johanniskirche stand und im Jahr 1845 hieher versetzt, und von Maler Maintel restaurirt wurde. Die Predella des Altarschranks enthält 4 Nischen, in welche Brustbilder, 2 männliche (der h. Nicolaus und der h. Andreas) und 2 weibliche, eingestellt sind; zu beiden Seiten der Predella stehen frei auf dem Altar in meisterhafter Ausführung die Brustbilder von Johannes dem Apostel und Johannes dem Täufer. Das Mittelfeld des Altarschranks enthält die vortrefflich gearbeitete Statue der Maria, auf der einen Seite Gott Vater, auf der anderen Gott Sohn. In den Seitennischen des Altars, rechts und links des Mittelfeldes sind Johannes der Täufer und der h. Andreas angebracht. Über dem Mittelfeld erhebt sich das Bild des Gekreuzigten auf der einen Seite Maria Magdalena, auf der anderen Johannes der Evangelist. Über dem Crucifix steht die Mutter Gottes und auf beiden Seiten derselben sind Engel, welche die Marterwerkzeuge halten, angebracht. Auf den Innenseiten der beiden Flügelthüren sind in Hautrelief die Enthauptung des Johannes und die Scene, wie die Tochter der Herodias dem Pilatus das abgeschlagene Haupt des Johannes übergibt, dargestellt. Die Außenseiten der Flügelthüren enthalten den englischen Gruß, der entweder bedeutend restaurirt oder, wie es scheint, von Maintel ganz neu gemalt wurde, indem die moderne Darstellung dieser Scene mit der übrigen Ausführung des Altars nicht harmoniren will. Der Altarschrank ist überdieß mit meisterhaft geschnitzten Ornamenten umgeben, die schlank und zierlich in die Höhe streben. Dieses Kunstwerk scheint aus dem Ende des 15. Jahrhunderts zu stammen und wurde von den Zeugwebern in Horb gestiftet. An den Wänden in dem Schiff der Kirche sind mehrere Grabdenkmale von folgenden Personen aufgestellt: Johannes Burrus † 1569, Melchior Bißwang † 1555, Jakob Schüz von Ytingenthal † 1545, Sebastian von Hohenschilt † 1576 u. s. w. An der nördlichen Wand ist ein aus Holz sehr gut geschnittener Christus, das Kreuz tragend, angebracht. 1

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_102.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)