Seite:OAB Horb 124.png

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so daß das Trink- und Tränkwasser aus dem Neckarthal oder von dem 1/2 Stunde entfernten Taberwasen herbeigeschafft werden muß. Im Ort sind fünf Wetten angelegt.

Die sehr betriebsamen Einwohner sind mit Ausnahme weniger Personen wohlgewachsene, schlanke Leute, die sich im allgemeinen einer guten Gesundheit erfreuen. Bei sonst einfacher Lebensweise trifft man hier gegenüber den Gauorten eine etwas moderne, ziemlich bunte Kleidertracht. Die Haupterwerbsmittel bestehen in Feldbau, Viehzucht und einigem Gewerbe; von letzteren sind es hauptsächlich die Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Schreiner, Parquettbodenleger, Glaser und Schmiede, welche auch auswärts arbeiten; es werden hier die verschiedensten Möbeln, Pflüge, Eggen, Bohrer etc. verfertigt. Das Stricken wollener Untermützen, die nach Calw Absatz finden, bildet einen kleinen Nebenerwerbs- und Handelszweig. Die ökonomischen Verhältnisse sind günstiger als in einigen Nachbarorten und der vermöglichste Bürger besitzt etwa 36 Morgen Felder, der sogen. Mittelmann 18 Morgen und die unbemittelte Klasse 2–3 Morgen.

Die mittelgroße, mit Ausnahme der Neckar- und Eyachthalgehänge, ziemlich ebene Markung hat im allgemeinen einen fruchtbaren, meist aus Lehm und aus den Zersetzungen des Muschelkalkdolomits bestehenden Boden. Die Verbesserung des Bodens wird durch die gewöhnlichen Düngungsmittel und überdieß durch Gips, Salzasche, Jauche etc. bewerkstelligt, welch letztere man in gut eingerichteten Düngerstätten sorgfältig sammelt.

Der landwirthschaftliche Betrieb hat sich seit 15 Jahren, namentlich durch die Einwirkung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins, auf eine blühende Stufe gehoben, und verbesserte Ackergeräthe, besonders die amerikanischen Pflüge, haben allgemein Eingang gefunden. In dreizelgiger Flureintheilung baut man Dinkel, Haber, Roggen und besonders viel Weizen, von welch letzterem ein starker Absatz in das Badische stattfindet. In der beinahe ganz angeblümten Brache kommen Kartoffeln, Ackerbohnen, Erbsen, Wicken, Futterkräuter, Reps, Hanf und Flachs zum Anbau. Auch der Hopfenbau kommt neuerer Zeit in einige Aufnahme; der Ertrag desselben, wie auch des Repses, kommt größtentheils in das Unterland und in das Großherzogthum Baden.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen liefern gutes Futter und zwar vom Morgen durchschnittlich 30–35 Centner Heu und 15–18 Centner Öhmd. Die Güterpreise bewegen sich bei den Äckern von 300–800 fl. und bei den Wiesen von 300–650 fl. per Morgen.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_124.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)