Seite:OAB Horb 139.png

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jedoch ohne alle Seelsorge und mit geringem Einkommen. Im Jahr 1704 wurde mit derselben die Antonskaplanei zu Eutingen vereinigt, und im Jahr 1810 diese Verbindung zur Pfarrkaplanei, 1818 zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Patron zu 1/4 ist Seine Königliche Majestät, zu 3/4 die Freiherrn von Stauffenberg.

Antheil am hiesigen Großzehnten erwarb 1413, 1621 das Rottenburger Karmeliterkloster.

Die Juden sind erst im Anfang des vorigen Jahrhunderts unter Wilhelm Schenk von Staufenberg gegen Schutzgeld aufgenommen worden. Die Schutzhäuser, jetzt bis auf ein einziges abgebrochen, trugen das stauffenbergische Familienwappen. Vor 1806 war den Juden bei Strafe verboten, irgend ein Grundstück eigenthümlich zu erwerben. Außer den 24 Judenfamilien und drei ledigen Haushaltungen, welche als gesetzliche Zahl hier Schutz fanden, durfte keine Judenfamilie sich hier einstellen; es war jedesmal zuzuwarten, bis eine alte ausgestorben war. Der Judenkirchhof im herrschaftlichen Wald wurde ursprünglich gegen 5 fl. jährliches Schutzgeld eingeräumt, aber 1849 den Juden käuflich überlassen.


Bieringen,
mit Hennenthal,
Gemeinde III. Klasse mit 694 Einw. – Kath. Pfarrei.


Der nicht große, gedrängt gebaute Ort hat in dem tief eingeschnittenen Neckarthale, ganz nahe an dem linken Ufer des Flusses, eine sehr angenehme, sommerliche, gegen Nordwinde wohl geschützte Lage. Die Gebäude sind im untern Stockwerk aus Stein, in den übrigen Theilen aus Holz gebaut und durchgängig mit Ziegeln gedeckt.

Die im nördlichen Theil des Orts gelegene Pfarrkirche zu den h. Aposteln Peter und Paul war ursprünglich die Schloßkapelle der Edlen von Rottenburg-Ehingen, während die auf der entgegengesetzten Seite des Neckars gelegene Gottesackerkapelle als Pfarrkirche für die Umgegend diente. Erst nachdem der Ort, der früher auf der rechten Seite des Neckars lag, allmählig auf das linke Ufer verlegt wurde, was im 17. Jahrhundert vorgegangen sein soll, wurde die Schloßkapelle zur Pfarrkirche umgewandelt und vergrößert; der ältere (östliche) Theil derselben enthält spitzbogige Fenster mit altem Maßwerk an Schiff und an dem mit einem halben Sechseck schließenden Chor. Über dem Eingang des neuen (westlichen) Theils ist die Jahrszahl 1788 angebracht. Auf dem westlichen Giebel sitzt ein viereckiger,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_139.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)