Seite:OAB Horb 141.png

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die Maria mit dem verschiedenen Christus in den Armen (Maria pieta) vorstellend, nichts bemerkenswerthes. Unfern der Kapelle steht das Meßnerhaus. Das Ganze war früher auch durch einen Graben gegen die Bergseite geschützt. Darauf zu ging die alte Straße von Wachendorf her.

Die Gebäude der freiherrlich v. Raßlerischen Meierei (nach den angebrachten v. Wernau- und Weichsschen Wappen 1624 und 1625 erbaut) stehen an der Nordseite des Dorfs; von diesen Gebäuden ist durch eine Straße getrennt der ansehnliche Schloßgarten, in welchem bis 1800 das v. Ow’sche Wasserschloß und bis 1843 ein massiv aus Quadern erbauter Thurm stand, den Freiherr Jak. v. Raßler abbrechen und von den gewonnenen Steinen die Umfassungsmauer des Gartens herstellen ließ; der Rest des Baumaterials wurde den Bürgern überlassen. Schloßgebäude standen bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts auch ganz nahe an der Nordseite der jetzigen Pfarrkirche, an der Stelle, wo gegenwärtig das Haus des Sebastian Heck steht.

Ein 1832 erbautes Gemeinde-, Back- und Waschhaus, ein Armenhaus und ein Schafhaus sind vorhanden.

Vortreffliches Trinkwasser liefern hinreichend zwei laufende Brunnen; überdieß besteht ein Pumpbrunnen mit weniger gutem Wasser im obern Theil des Dorfs. Eine gut gefaßte und überdachte Sauerwasserquelle (Bittersalzhaltig mit sehr scharfem Geschmack) entspringt beinahe mitten im Ort und eine weitere minder kräftige, etwa 500′ südlich vom Dorf an der Straße nach Wachendorf. In den zunächst am Ort vorüberfließenden Neckar mündet gerade gegenüber vom Dorf die Starzel und treibt dort eine Öl-, Säg-, Gips- und Mahlmühle, letztere mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang. Über den Neckar führt am Ort eine hölzerne Brücke, über die Starzel und den Mühlkanal je eine steinerne Brücke. Bei der Neckarbrücke muß Brückengeld entrichtet werden, was der Gemeinde etwa 50–60 fl. jährlich einträgt.

Die Fischerei, welche sich mit Weißfischen, Barben, zuweilen Aalen und Forellen beschäftigt, ist nicht bedeutend; das Fischrecht haben zu 3/4 der Freiherr v. Raßler und zu 1/4 Kaufmann Hummels Wittwe zu Rottenburg.

Was die Mittel zum Verkehr anbelangt, so führt die neu angelegte Eisenbahn von Rottenburg nach Horb ganz nahe (südlich) am Ort vorüber und das Stationsgebäude liegt gerade dem Ort gegenüber; überdieß bestehen Vicinalstraßen nach der 31/4 Stunden

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Horb. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Horb_141.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)